Scherz Musicali-Konzert: Faszinierende Klänge, zum Weinen schön
Serenaden-Ereignis des Jahres: Scherz Musicali entführt in die Welt Italiens um 1600.
Krefeld. Die Instrumentensammlung auf der Bühne bot schon den Blick in ein kleines Museum historischer Musikinstrumente. Viele Musikliebhaber ahnten das Erlebnis, und so war das Konzert von Scherz Musicali auf Burg Linn bereits Tage vorher ausverkauft. Dank Bayer Kultur konnten sechs Mitglieder des weit größeren Ensembles unter der Leitung von Nicolas Achten in den Rittersaal eingeladen werden.
Zum Kammerorchester gehörten Nicolas Achten (Bariton, Harfe, Erzlaute), Déborah Cachet (Sopran), Dávid Szigetvári (Tenor), Justin Glaie (Viola da gamba, Lirone), Haru Kitamik (Cembalo, Orgel) und Solmund Hystabakk (Theorbe, Barockgitarre). Das Programm „Recitar cantando oder: Ziemlich beste Feinde. Musik aus Florenz und Rom um 1600“ lockte schon mit seinem Titel. Die Konkurrenz dreier Komponisten, die sich auf ihrem gemeinsamen Arbeitsplatz am Hofe des Großherzogs Ferdinando de‘ Medici in Florenz mit Intrigen das Leben schwer machten und trotz aller Rivalitäten noch Musikgeschichte schrieben, zog sich als klingender „roter Faden“ durch das Konzert.
Diese drei Kontrahenten der frühen italienischen Barockmusik sind Giulio Caccini, Emilio de‘ Cavalieri und Jacopo Peri. Ihr Arbeitgeber Großherzog Ferdinando verlangte von ihnen die musikalische Gestaltung wichtiger Ereignisse, wie zum Beispiel seiner Hochzeit mit Christine von Lothringen. Zu diesem Anlass im Jahr 1589 entstand in erzwungener Teamarbeit die Komödie „La Pellegrina“.
Musikalische Avantgarde in jenen Tagen war die Wiederentdeckung der antiken Vortragsweise, bei der sich ein Sänger selber auf einem Instrument begleitet. Achten, der auch als der „belgische Orpheus“ bezeichnet wird, faszinierte sogleich mit dieser Vielseitigkeit, aber auch die beiden „reinen“ Gesangssolisten verzauberten und entführten das Publikum in die Klangwelt Italiens um 1600.
Ergreifende Momente im Rittersaal, faszinierende Klänge, zum Weinen schön — die häufige Verwendung von „lacrima“, in der an Tränen reichen Geschichte von Orpheus und Eurydike, konnte dazu schon anregen — profan ausgedrückt: Das war die Serenade des Jahres auf Burg Linn.