Schrille Ritter verzaubern das Publikum
Nach der Premiere von „Monty Python’s Spamalot“ gibt es stehende Ovationen. Auch Krefeld kommt im Musical vor.
Nahezu der komplette Zuschauerraum und Rang stand auf und spendete begeisterten Beifall: Für das Musical „Monty Python’s Spamalot“ gab es standing ovations. Der großartige Erfolg gründet sich auf die amüsante Story mit ihren permanenten Selbstreflexionen und natürlich auf das, was das Ensemble aus der Vorlage gemacht hat. „Man merkt den Schauspielern ihre enorme Spielfreude an“, sagte Elisabeth Hackspiel, die eigens aus Meerbusch zur Premiere gekommen ist. Sie gehört zu der wohl kleinen Minderheit außerhalb des Fanclubs von Monty Python.
Diese studentische Gruppe - Oxford und Cambridge in übergreifendem Humor - hatte ihre größten Erfolge im vorigen Jahrhundert. 1975 erschien ihr Film „Die Ritter der Kokosnuss“. Daraus machten Eric Idle und John Du Prez ein Musical, Uraufführung 2004. Sie zitieren darin nach Herzenslust aus Geschichte, Literatur und Musik. Den Inhalt formuliert König Artus selbst: „Wir sollen den Gral finden und wieder nach Hause gehen.“ Aber so schnell klappt das nicht.
Zunächst schart er die Ritter um sich, die einer klassischen Vorstellung so überhaupt nicht entsprechen. Daraus entwickelt sich die schrille und skurrile Geschichte, von der die Ritter mit Blick in den Zuschauerraum sagen: „Die haben nicht die ganze Nacht Zeit.“ Der göttliche Auftrag wird von dem Krefelder Kabarettisten Johannes Kockers gesprochen: Das Musical wird auf Deutsch gesungen und es gibt auch ein paar Bezüge zu Krefeld, die freundlich quittiert werden.
Die großen Lacher gibt es für all die anderen köstlichen Einfälle von Regisseurin Christine Hofer und ihrer Mannschaft. Wie etwa Henning Kallweit - seit Beginn der Spielzeit dabei - der als Patsy synchron hinter König Artus hinterher reitet. Artus wiederum wird überzeugend gegeben von Adrian Linke. Mal ist er glorreicher Ritter, mal überforderter König mit leicht hilflosen Gehabe, mal Charmeur. Artus nämlich kommt mit der glänzenden Fee aus dem See zusammen, die eigentlich eine frustrierte Diva ist. Esther Keil singt die Fee - ihre Arien erinnern nicht von ungefähr an die Ohrwürmer von Andrew Lloyd Webber. Die Fee aus dem See ist nur ein Element, dass von den Autoren einem Musical zugeordnet wird; der Erzähler (Michael Grosse), und auch die Protagonisten kommentieren den Handlungsablauf.
Intendant Grosse tritt in mehreren Rollen auf und erweist sein komisches Talent. Ronny Tomiska schlüpft gleich in fünf Rollen und erntet besonders viel Applaus als tuckiger Prinz Herbert mit weißen Pumps und Spitzen. Auch die übrigen Ritter, Paul Steinbach, Michael Ophelders und Philipp Sommer, bewältigen mehrere Rollen. Die Kostüme von Anne Weiler sind lustig, bunt, fantasievoll - das Musical ist auch optisch ein großer Spaß. Woran erkennt man einen Frosch? An seinen Glubschaugen. Und einen Franzosen: Am Barett und Baguette. Udo Hesse hat mit eher sparsamen Mitteln eine vielfältige Szenerie entworfen und versetzt damit seine Figuren vom Schloss in den „sehr teuren Wald“ oder nach „Las-Camelot-Vegas“. Dort geht es sehr schmissig, auch ein bisschen anzüglich, zu: Liebe, Gott und Tod sind eben alle Elemente eines Musicals. Wozu hier auch die Darsteller beitragen, die auf den großen Plakaten im Theatervorraum als Statisterie benannt werden.
Die Zusatzkräfte sind ein großer Gewinn für diese Aufführung. Denn sie können singen, tanzen, spielen und betonen das schwungvolle Element in diesem Musical, das sich und seine Gattung ständig selbst auf die Schippe nimmt. Die gelungene Choreographie hat Ballettdirektor Robert North beigesteuert. Ohne die Live-Musik wäre das Stück nicht so gelungen: Die Musiker um Jochen Killian, meist im halben Orchestergraben, aber auch mal kurz auf der Bühne, geben Schwung. Den heiligen Gral finden die Ritter natürlich auch: Er verbirgt sich unter dem Sitz einer Zuschauerin. Ein großer Spaß, für die Menschen vor und auf der Bühne. Und bei der Zugabe haben fast alle mitgesungen: „Always look on the bright side of life!“