Sex ist nur Tristesse mit anderen Mitteln
m Theater am Marienplatz suchen vier Personen einen Autor – und nix passiert.
Krefeld. Das Drama findet nicht auf der Bühne statt, sondern in der Musik. Während der Dunkelpausen dröhnt aus den Lautsprechern Film-Untermalung, die abrupt endet, wenn die nächste Szene aufleuchtet. Auf der Bühne aber entfaltet sich absurde Trostlosigkeit, die teils schallendes Gelächter erzeugt. Das Theater am Marienplatz (TAM) präsentiert im Januar das Antidrama "Vier Personen suchen einen Autor", sehr frei nach Pirandello.
In dessen berühmtem "Sechs Personen suchen einen Autor" stürmen sechs literarische Figuren, denen ihr Autor die Fertigstellung verweigert hat, auf der Suche nach Vervollkommnung ein Theater. Die Geschichte endet hoffnungslos, im TAM kommt Hoffnung erst gar nicht auf. "Nun, was passiert jetzt?", wird am Anfang gefragt. "Nix", lautet die zutreffende Antwort.
Gereon Bründt, Ulrike Jansen, Stefan Otto-Bach und Pit Therre hocken in einem Wohnzimmer mit Sperrmüll-Ambiente. Die Akteure haben für die Produktion eigene Texte und literarische Zitate montiert, aber eine Handlung ergibt sich ebenso wenig wie die Entwicklung der Figuren.
Vier Akte gibt es schon, viermal öffnet sich der Vorhang. Die Szenen sind eigentlich Nummern, die von Loriot ähnlich inszeniert worden wären. Mit ungebrochenem Ernst leben die Figuren Kommunikationsunfähigkeit aus, das ist einfach komisch. Geschlechtsverkehr zwischen zwei Männern wird in Flackerlicht angedeutet, Jansen muss auch ihren Popo hinhalten. Sex ist hier nur die Fortsetzung der Tristesse mit anderen Mitteln.
In Monologen demonstrieren die Akteure ihre Unfähigkeit, aus all der Ödnis auszubrechen. Einen dramatischen Höhepunkt gibt es unverhofft doch noch. Es ist nicht die schmierenkomödiantisch ins Bild gesetzte Schießerei zum Schluss - nein, es ist Pit Therres Verzweiflungsschrei im dritten Akt. Mehrfach und mit wachsender Lautstärke brüllt er: "Ich bin noch immer unbefriedigt, darum möchte ich schreien." Das geht einem durch Mark und Bein. Ansonsten gab’s im TAM lange nicht mehr soviel zu lachen. kMs