Sinfoniekonzert: Variationen mit Bulldogge

Generalmusikdirektor Mihkel Kütson blickt auf das nächste musikalische Highlight.

Foto: Julia Wesely

Krefeld. England war lange Zeit ein Land ohne Komponisten. Nach dem Tode Henry Purcells im Jahr 1695 brach die musikschöpferische Tradition auf der Insel weitgehend ab. Es sollte erst Edward Elgar sein, der sich mit den Enigma-Variationen 1899 schlagartig in das Bewusstsein der Musikwelt katapultierte.

Das Werk, das beim 4. Sinfoniekonzert den zentralen Platz einnimmt, enthält als Satzbezeichnungen merkwürdige Buchstabenkombinationen. Was bitte sind C. A. E. oder H. D. S.-P.? Etwas, das nach modernen Krankheiten klingt, sind die Initialen von Elgars 14 Freunden, die er in dem Werk musikalisch abbildete. Sogar ein Hund ist dabei: Die Bulldogge Dan des Organisten der Herforder Kathedrale, George Sinclair, hören wir in der 11. Variation wild paddeln.

Über das Thema selbst sagte der Komponist, es stelle „die Einsamkeit des schöpferischen Künstlers“ dar. Dennoch verliert es sich nicht in melancholischen Stimmungen, sondern ist eine Mischung aus derbem englischem und leichtem Humor, die, verfeinert mit lyrischer Fantasie, dieser Musik ihr unnachahmliches Flair verleiht.

Als Leiter des Konzerts ist es uns gelungen, den australischen Dirigenten Nicholas Milton zu gewinnen. Mit seinem engagierten Stil und musikalischer Überzeugungskraft hat er sich einen hervorragenden Ruf bei der Generation jüngerer Dirigenten erobert. Als Eröffnungswerk hat er sich die romantische „Euryanthe“-Ouvertüre von Carl Maria von Weber ausgewählt. Mitreißender Schwung und ritterliche Pracht strahlen über der beliebten Komposition.

Dies führt zu einem der wichtigsten Werke der Violinliteratur: dem Violinkonzert e-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dort erleben wir die Verbindung von Klangschönheit und zarter Melancholie mit höchster Virtuosität, was natürlich höchste Ansprüche an den Solisten stellt. Geschätzt für ihre Eleganz und ihr müheloses Können ist das Violinkonzert bei der amerikanischen Geigerin Tai Murray in den besten Händen. Von 2008 bis 2010 zählte sie zu den „BBC New Generation Artists“ und ist mittlerweile auf den bedeutenden Bühnen der Welt zu Hause.

Mit ihr können wir die illustre Reihe von Musikerpersönlichkeiten bei den Konzerten der Niederrheinischen Sinfoniker fortsetzen.