Theater Anna Schäfer swingt bald in Krefeld

Krefeld · Interview Die Schauspielerin präsentiert ein Musik-Programm aus einer anderen Zeit. Mit der WZ spricht sie über Liebe und Arbeit.

 Anna Schäfer präsentiert ihr Programm „Kann denn Liebe Sünde sein“.

Anna Schäfer präsentiert ihr Programm „Kann denn Liebe Sünde sein“.

Foto: Kerstin Schomburg

Anna Schäfer kann auf Bühnenerfahrung seit 1992 zurückblicken. Die 45-jährige Schauspielerin und Sängerin ist vielen Zuschauern noch als „Hope“ in dem Theaterstück „Anything goes“ oder aus der SAT.1 Comedy „Knallerfrauen“ bekannt.

Zusammen mit ihrem Lebensgefährten und musikalischen Leiter Jochen Kilian ist sie nun mit ihrem Show- und Cabaret-Theater „Anna & der Swing Klub“ im Theater Krefeld zu sehen und erweckt die „Goldenen 20er“ zu neuem Leben. Sie vereint unter dem Titel „Kann denn Liebe Sünde sein“  Hits wie „Bei mir bist du schön“ und „Er ist immer so müde“.

„Kann denn Liebe Sünde sein“ – wie würden Sie diese Frage beantworten?

Anna Schäfer: Natürlich nicht. Es ist absurd, dass es Phasen gab, in denen man seine Liebe nicht zeigen oder leben durfte. Für mich ist das zeitgemäße Problem, dass wir vom Denken mehr ins Fühlen umschalten müssen. Liebe hat für mich mit Sünde nichts zu tun.

In ihrem neuen Projekt „Anna und der Swing Klub“ bringen Sie den Swing auf die Bühne. Was verbinden Sie mit der Musik?

Anna Schäfer: Wir spielen Lieder aus den 20er Jahren. Das war die Zeit, als der Swing vor allem in Europa aufkam, vor ziemlich genau 100 Jahren. Es war eine Zeit des Aufbruchs und ich denke oft, dass vieles aus dieser Zeit wieder kaputt gemacht wurde. Auch durch die Nazis wurden  Freiheitsbedürfnisse, Wünsche nach Veränderung und Andersdenken zerstört. Und diese Stimmung und diesen Aufbruch bringt der Swing mit. Swing bedeutet Freiheit oder sich frei zu bewegen. Die Musik überträgt das auch sofort, dass geht direkt in die Beine.

Inwiefern ist diese Musik auch heute noch aktuell?

Anna Schäfer: Es ist eine Zeit, die sehr fasziniert. Das sieht man zum Beispiel auch an dem Erfolg von Babylon Berlin. In Hamburg gibt es auch wieder viele Swing-Tanzveranstaltungen, bei denen man bis in die Nacht feiert, so wie es auch früher war.

Warum bezeichnen Sie ihr Bühnenstück als Herzens­projekt?

Anna Schäfer: Das Projekt ist im Prinzip am Küchentisch entstanden – mein Mann und ich haben überlegt,  was wir zusammen als Nächstes machen wollen. Nun stehen acht Leute neben mir auf der Bühne und jeder Einzelne ist ein Ereignis für sich. Es stehen nicht nur Musiker, sondern wirklich tolle Persönlichkeiten auf der Bühne. Jeder für sich wäre schon ein Konzert wert. Zum Beispiel Giovanni Weiss an der Gitarre, oder auch Benny Brown an der Trompete. Ein solches Projekt muss man mit viel Hingabe machen.

Kennen Sie Krefeld – gibt es für Sie eine Verbindung zur Stadt oder zum Theater?

Anna Schäfer: Krefeld war für mich eine ganz wichtige Station. Ich war über mehrere Jahre als Gast in Krefeld und habe hier auch meinen Mann Jochen Kilian kennengelernt, der hier lange Jahre musikalischer Leiter am Theater war. Er hat viel gemacht, unter anderem das Musical „Anything goes“. Dort haben wir uns  kennengelernt. Als erstes habe ich in Krefeld in „Einsame Menschen“ mitgespielt, später kam beispielsweise auch „Elvis liebt dich“ dazu. Damals ist auch die Tradition entstanden, bei den Theaterbällen 30-minütige Nachtcafés zu machen. Das waren schauspielerische Nebenprogramme – sehr schräg und auch sehr lustig. Dort sind Freundschaften entstanden, unter anderem mit den drei Kollegen, die jetzt mitmachen: Esther Keil, Joachim Henschke und Adrian Linke. Es geht das Gerücht um, dass Joachim Henschke auch als Marlene Dietrich auftritt – kaum zu glauben (lacht). Ich freue mich sehr, dass ich wieder mit den Dreien auf die Bühne gehen darf.

Von Hause aus sind Sie Schauspielerin. Wie sind Sie zum Gesang gekommen?

Anna Schäfer: Ich habe eigentlich immer schon gesungen, auch als Kind. Meine Eltern waren aber beide Schauspieler, und von daher war es immer klar, dass ich Schauspielerin werden will. Dann gab es aber eine Phase, in der ich überlegt habe, Sängerin zu werden. Doch ich habe gemerkt, mit dem Singen werde ich sowieso nie aufhören, aber in der Schauspielerei möchte ich noch etwas lernen. Der Gesang ist dennoch nie weg gewesen. So richtig manifestiert hat er sich aber erst dadurch, dass ich nach Krefeld gegangen bin und meine erste Rolle im Musical  „Anything goes“ hatte.

Sie spielen mit ihrem Lebensgefährten zusammen. Was ist das Besondere daran?

Anna Schäfer: Es ist eine besondere Herausforderung. Wir sagen immer, wir machen eigentlich alles falsch. Wir machen einfach sehr viel zusammen. Und das ist immer so eine Sache. Man muss sehr professionell sein und sehr freundschaftlich. Im Prinzip ist es aber auch eine große Chance, da man viel mehr Gelegenheiten hat, zu erproben, wie man respektvoll miteinander umgehen kann. Und ich glaube, dass ist die Basis für eine langwährende funktionierende Beziehung.

Wie kam die Songauswahl zustande, haben Sie diese selbst zusammengestellt?

Anna Schäfer: Ja, es fing damit an, dass wir gesagt haben, wir wollen viel Swing machen. Aber eben nicht nur. Es kommt auch mal ein langsamer Walzer oder modernere Stücke vor. Wir machen es nicht á la Max Raabe, alles ganz original wie damals, sondern wir nehmen die Songs von damals und spannen einen musikalischen Bogen in die Gegenwart. Wir nehmen auch einzelne Songs aus der Moderne und packen diese in die alte Zeit. Außerdem haben wir vor allem nach deutschen Texten gesucht. Es ist einfach etwas anderes, wenn man in Deutschland auftritt und deutsch singt. Es geht immer viel vom Inhalt aus, uns interessiert besonders, was damals in der Zeit passiert ist. Zum Beispiel das Thema Migration oder wie die Melodien quasi über den Ozean geschwappt sind.

Sie bringen aktuell eine Mischung aus fröhlich-witzigen und besinnlichen Momenten auf die Bühne. Wieso passt das für Sie zusammen?

Anna Schäfer: Das passt ganz wunderbar zusammen. Und so ist das Leben und die Liebe. Wir haben versucht, einen Bogen zu bauen, der einen durch diese verschiedenen Stimmungen führt.