Stadttheater Wie „Der goldene Drache“ Sogwirkung entfalten soll
Krefeld. · Eine dramatische Geschichte, viel Rhythmus und kaum Atempausen sollen das Publikum im Stadttheater begeistern.
Wenn die Köpfe hinter der Inszenierung „Der goldene Drache“ darüber diskutieren, was das Stück ist und was nicht, kann einem schon mal schwindelig werden. Es sei auf keinen Fall eine moderne Oper, mehr Schauspiel mit Musik — klinge insgesamt aber dann doch nach einer Oper. Das Fazit löst den Knoten im Kopf dann wieder: Es sei ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Text und Schauspiel geworden, sind sich alle einig.
Auch Schnapsgläser oder Schneebesen bringen Rhythmus
Ein Musiktheater, das offensichtlich vom Rhythmus lebt, wie Yorgos Ziavras erklärt. 50 bis 60 Schlaginstrumente kommen zum Einsatz, schätzt der musikalische Leiter. Auch Schnapsgläser, Flaschen oder Schneebesen in Kochtöpfen geben den Takt einer dramatischen Geschichte an. Das Schauspiel des Dramatikers Roland Schimmelpfennig könne einerseits eins zu eins so auch in einer Stadt wie Krefeld spielen, anderseits habe es aber auch viele surreale Elemente, erklärt Dramaturgin Ulrike Aistleitner. Ein Geschwisterpaar kommt illegal nach Deutschland. Der Mann arbeitet in einem Asia-Schnellimbiss. Er hat Zahnschmerzen, kann aber keinen Arzt aufsuchen. Chinesische Freunde helfen ihm mit rabiaten Mitteln: Sie ziehen den Zahn mit einer Rohrzange. Eine Entscheidung, die schließlich den Tod bringt. Auch für seine Schwester, die in Deutschland angekommen, als Prostituierte arbeitet, läuft es nicht besser.
„Es gibt keinen Graben, man wird reingezogen“, sagt Regisseurin Petra Luisa Meyer, wenn sie nach dem Konzept der „on stage“-Reihe gefragt wird, in der „Der goldene Drache“ aufgeführt wird. Der Clou: Das Publikum sitzt nicht im Saal, sondern auf Tribünen, die auf der Bühne aufgebaut wurden. Auf diese Gegebenheiten sei das Stück, für das der ungarische Komponist Peter Eötvös die Musik geschrieben hat, „maßgeschneidert“ worden. So nahe können Besucher des Stadttheaters den Akteuren auf der Bühne nur selten kommen.
Für die Akteure auf der Bühne gibt es kaum Pausen
„Unglaubliche Sogwirkung“ entfalte die Inszenierung auch, weil es in einer Stunde und 35 Minuten für die Zuschauer keine — und für Akteure auf der Bühne kaum Pausen gibt, so Ulrike Aistleitner.
Alle zwei Minuten gebe es Kostümwechsel, die fünf Sänger spielen 17 verschiedene Rollen. Es gebe keine festen Bindungen, Männer spielen Frauen, Junge spielen Alte. Ähnlich im Fluss soll die Musik sein: Sie spiele mit den Erwartungen und nutze Klischees, die den Zuschauer das Gefühl geben, in einem Asia-Imbiss zu sitzen — bevor die dramatische Geschichte ihren Lauf nimmt.
Die Premiere am Sonntag ist ausverkauft. Für die Vorstellungen am 18. und 23. Mai und 2. und 10. Juli gibt es noch Karten. Aufgrund des besonderen Formats gibt es aber nur 120 Plätze pro Vorstellung. Tickets unter 02151/80 51 25 oder theater-kr-mg.de. pasch