Theater-Kostüme: Der Stoff, aus dem die Träume sind
Ina Schotes sorgt für die Kostüme — benötigt werden oft über 100 pro Aufführung.
Krefeld. Wie viele Meter Stoff in der vergangenen Spielzeit durch ihre Hände gegangen sind, weiß Ina Schotes nicht. Kein Wunder, denn sie ist für sämtliche Kostüme in allen drei Sparten des Theaters verantwortlich. Das fängt bei Anstecknadeln an und endet bei Zobelkrägen — wenn gewünscht.
Schotes leitet die Abteilung Kostüm im Theater, sie ist für 40 Mitarbeiter verantwortlich. Sie arbeitet mit viel Vorlauf: Die erste Vorbesprechung für die Strauß-Oper „Die Fledermaus“ hat schon stattgefunden. Premiere in Krefeld ist im Februar 2012.
Die Kostümabteilung muss das Material heraussuchen und erste Vorschläge machen. Dabei geht es nicht allein um eine Ausstattung, die den Ideen von Regie und Kostümbildnern gerecht wird. Auch das Budget zählt.
Denn Ina Schotes ist auch für eine angemessene Planung verantwortlich. „Diese Abteilung ist die Schnittstelle zwischen Kunst und Handwerk“, sagt Schotes. „Ich möchte den Künstlern Freiheit lassen, muss aber auch die Ausgaben verantworten.“
Gelernt hat Ina Schotes das alles nach einer Lehre als Damenschneiderin in ihrer Ausbildung zur Gewandmeisterin. Sie hat in verschiedenen Betrieben gearbeitet, zehn Jahre Erfahrung gesammelt und war dann in Essen Gewandmeisterin. Am Stadttheater ist sie seit der Spielzeit 2010/11.
Sie gliedert ihren Arbeitsbereich in drei große Felder. Erstens die Werkstätten mit Damen- und Herrenschneiderei. Dort entstehen nach Entwürfen der Gewandmeister die Kostüme für Tänzer, Schauspieler, Sänger und Chor. Bei großen Opernaufführungen trägt jeder Chorsänger drei verschiedene Kostüme — bei 34 Sängern über 100 Kostüme, teils neu, teils aus dem Fundus.
Dieser Fundus in der Fabrik Heeder ist der zweite Arbeitsbereich, er hält so manches Kostüm bereit, vielfach auch aus Proben. „Schon mit so einem Probenkostüm ändern sich Habitus und Haltung des Sängers oder Schauspielers“, sagt Ina Schotes.
Das Internet erleichtert ihr die Arbeit: Für „Rusalka“ in der kommenden Spielzeit braucht sie rote Gummistiefel in Männergröße. „Mit einer halben Stunde Recherche bin ich am Ziel“, sagt sie. „Und ich brauche nicht vergeblich durch die Geschäfte zu laufen.“ Die grünen Latschen mit Pilzen für dasselbe Stück haben Praktikanten geschmückt — „Rusalka“ verspricht Märchenhaftes.
Der dritte Bereich der Abteilung ist die Garderobe: Hier sorgen 20 Ankleider dafür, dass immer alles gewaschen, gereinigt und repariert bereitliegt. Bei einer großen Oper sind bis zu zehn Ankleider im Dienst, die Solisten und Chorsängern in die Klamotten helfen.
Und parallel arbeitet die Kostümabteilung — immer mit dem Zeitplan im Hinterkopf — schon jetzt an „Figaro“, „Faust“ und anderen Produktionen, die in der kommenden Spielzeit die Zuschauer erfreuen sollen.