Theater: Szenerie spießigen Bürgertums
Premiere von „Treppauf Treppab“ überzeugt. Paul Steinbach glänzt als tolpatschiger Anwalt.
Krefeld. Stotterer agieren preiswürdig — so ist es auch mit dem Tristram Watson in Alan Ayckbourns Komödie „Treppauf Treppab“. In dieser Farce glänzt Paul Steinbach als tolpatschiger Anwalt, der kaum einen Satz klar aussprechen kann. Wenn es allerdings um die Dinge des Lebens geht, ist er der Mann der Stunde: Mit beiden Frauen im Stück liegt er zu Bette.
Wobei Lissie (Marianne Kittel) ihn im Dunkel der Nacht mit dem eigenen Ehemann verwechselt hat. Ehemann Roland (Bruno Winzen) ist mit der Produktion von Plastikeimern reich geworden und säuft wie ein Loch — ein glattes Ekel, von dem seine Frau sich gerne lösen möchte.
Dann gibt es noch den schüchternen Bruder Mark(Adrian Linke), dessen Traum vom Leben in einem eigenen Angelgeschäft besteht, seine Dauerverlobte Kitty (Helen Wendt), die lieber ohne Lebensplan leben möchte und den Hausbesitzer Leslie (Christopher Wintgens), der die Bruchbude unbedingt an Roland loswerden möchte.
Die drei Etagen des Hauses bilden den Rahmen für diese Wünsche und Vorstellungen. Die Räume sind, den Regieanweisungen des vielgespielten britischen Autors folgend, nebeneinander angeordnet. Das Treppenhaus liegt dahinter, und das auf und ab der Figuren scheint vergeblich: Sie bleiben alle auf der schiefen Ebene dieses gelungenen Bühnenbildes mit nicht weniger als sieben Türen und einem Schrank.
Regisseur Walter Meierjohann nutzt alle Möglichkeiten einer Komödie und gibt den Schauspielern großen Raum in einer Szenerie spießigen Bürgertums. Der Abend lebt von skurrilen Verwechslungen, plastischen Details und von den bravourösen Schauspielern. Marianne Kittel gibt die ehemalige Tänzerin artistisch. Adrian Linke überzeugt als Trottel Mark — wenn er etwas erzählt, schläft sein Gegenüber regelmäßig ein. Helen Wendt gelingt es wunderbar, die innere Leere Kittys auf ihr Gesicht zu legen, und Bruno Winzen verleiht seinem Roland eine glatte Fassade, die nur einmal bricht. Und den kleinen Anflug von Zweifel wischt er sofort weg — Roland bleibt, was er ist. Christopher Wintgens ist ein überzeugend schmieriger Bauunternehmer, der Roland das olle Haus verkauft hat — er hat sein Ziel erreicht.
Am Ende bleiben Roland und Lissy im Ungewissen zurück, Mark ist selber eingeschlafen und Kitty hat den Weg ins Freie gefunden. Und Anwalt Tristram Watson — der grandiose Paul Steinbach — geht vielleicht ein Stück Weges mit ihr zusammen.
Nächste Termine: 5., 16. und 17. April