Theatermatinee: Eine Reise in den Tod
Brittens Oper nach Thomas Mann hat Premiere am 24. Februar.
Krefeld. Eine der berühmtesten Novellen der Weltliteratur bildet den Stoff für eine Oper, die demnächst auf dem Spielplan des Theaters steht. Thomas Manns "Tod in Venedig" ist die Vorlage zu Benjamin Brittens letzter Oper. Bei einer Matinee wurde jetzt das Werk von GMD Graham Jackson, dem Sänger Hans-Jürgen Schöpflin und Schauspieler Christopher Wintgens vorgestellt.
Novelle und Oper stellen den homoerotisch veranlagten Gustav von Aschenbach und vor allem das Problem seiner Künstlerexistenz vor. Die Zerrissenheit zwischen apollinischen und dionysischem Prinzip kennzeichnete auch Brittens Schaffen. Der Stoff beschäftigte ihn lange Zeit, aber erst Viscontis berühmter Film von 1971 ließ ihn das Projekt endlich umzusetzen. Die Oper in zwei Akten und vielen Einzelszenen ist gewissermaßen auch eine Reise, die den Dichter von München nach Venedig und auch an das Ende seines Lebens führt.
Wie eng sich Britten an die Vorlage hielt, belegte die Matinee sehr schön. So las Christopher Wintgens die Passage, in der Aschenbach sich seine Liebe zum Knaben Tadzio offen eingesteht: Höhe- und Wendepunkt der Erzählung wie der Oper, die Zäsur.
Die Musik beschreibt Jackson als "Folge von Miniaturen". Während Aschenbach oft in Rezitativen, nur vom Klavier begleitet, über seine Gefühle reflektiert, ist Tadzio das geheimnisvoll klingende Vibraphon zugeordnet. Die Sphäre der polnischen Familie ist abgegrenzt und unerreichbar. Britten nutzt einen Kunstgriff und stellt Tadzio und seine Familie als Tänzer dar. Hans-Jürgen Schöpflin hat sich in seine Aschenbach-Rolle schnell eingefunden, in die Situation eines Menschen in der Krise, der Form und damit Halt verloren hat. Britten zu singen sei "eine süße Qual", meint er und mit einem Augenzwinkern: "Das wird ein schaurig schöner Abend".