Tina Teubner über konfliktscheue Ehemänner und den Gesundheitswahn
Die Kölner Kabarettistin war das erste Mal zu Besuch im Podio. Ihren bösen Alltagsbeobachtungen machten Eindruck.
Krefeld. Die Kölner Kabarettistin Tina Teubner hat im Podio ihr Jubiläumsprogramm „Aufstand im Doppelbett“ vorgestellt. Das Programm unterhielt sowohl mit melancholischen, bittersüßen und rotweingetränkten Erkenntnissen über das menschliche Dasein als auch mit bösen augenzwinkernden Alltagsbeobachtungen.
Teubners satirische Geschichten über das Älterwerden, die teils absurde Kommunikation zwischen Frau und Mann sowie den allgemeinen Gesundheitswahn trägt sie gemütlich mit einer Flasche Wein an einem Tisch vor. Die Geschichten gehen immer wieder fließend in Lieder über, die sie mit Unterstützung von Ben Süverkrüp am Klavier im Gestus des frühen deutschen Chansons vorträgt.
Ein großes Thema ist die Beziehung zwischen der Kabarettistin und ihrem Mann. Weil dieser so konfliktscheu sei und keine Probleme sehe, müsse sie ihn in dialektischer Form bestrafen und zwar wortwörtlich. Das fange dann mit hessisch an und höre mit einer herrlichen Imitation der Bundeskanzlerin auf. „Ich muss lediglich darauf achten, dass meine Mundwinkel nach unten gezogen sind und dass nur komische Vokale meinen Mund verlassen, aber niemals eine Aussage“, erklärt Teubner im lethargischen Merkel-Tonfall. Genauso erbarmungslos beschreibt die Kölnerin den zurzeit populären Gesundheitswahn. Aus reinem „Selbsterhaltungstrieb“ müsse sie sich auch mal ungesund ernähren. Das wirkt einleuchtend, wenn die Kabarettistin erzählt, was der Einkauf von gesunden Lebensmitteln mit sich bringt.
In einem Anfall von gesundem Ernährungswahn habe es sie kürzlich in ein Reformhaus getrieben. Dabei fiel ihr wieder auf, wie „ausgemergelt, krank, bleich und verlangsamt diese Reformhaus-Verkäuferinnen ihr Dasein fristen.“ Die Reformhaus-Stammkunden kommen bei Teubner auch nicht besser weg. Sie stünden mit ihrem „grenzdebilen ,heute-tu-ich-mir-was-gutes-Blick’ phlegmatisch“ vor den Regalen. Bei solch einem Anblick esse sie zum Frühstück lieber ein blutiges Steak und trinke dazu gierig einen Liter Benzin.
„Seit tausend Jahren weinen Menschen, weil alles so vergänglich ist. Heut wein’ ich mit, ich find’s zum Kotzen. Ich find’, Vergänglichkeit ist Mist.“ Nach diesen Zeilen klemmt sich Teubner eine große Handsäge zwischen die Beine. Mithilfe ihres Geigenbogens entlockt sie dieser eine herzzerreißende Melodie zum melancholischen Pianospiel von Ben Süverbrük. Die jaulenden und heulenden Töne erinnern an Chansons aus den 20er Jahren und hinterlassen einen tiefen Eindruck beim Publikum.