Ton ab, Kamera läuft, und Action!
Künstlerin Jasmina Cibic dreht aktuell in den Häusern Lange und Esters den dritten Teil ihrer Trilogie „Nada“. Hierzu gibt es ab 1. Oktober eine Ausstellung, die sich mit der Gruppe „Exat 51“ beschäftigt.
Als Experimentierfeld für internationale Künstler haben die Häuser Lange und Esters schon viel erlebt. Jetzt waren die von Ludwig Mies van der Rohe erbauten Villen Schauplatz für außergewöhnliche Dreharbeiten. Eine Premiere der besonderen Art, denn der jetzt gedrehte Kurzfilm ist Teil der nächsten Ausstellung.
Ab 1. Oktober zeigt die slowenische Künstlerin Jasmina Cibic unter dem Titel „The Spirits of Our Needs“ in Haus Esters ihre Arbeiten. Cibic ist auch Regisseurin des Films, der wiederum den dritten Teil ihrer sogenannten Nada-Trilogie bildet. Für den zweiten Teil hat sie das von Arne Jacobsen erbaute Rathaus in Aarhus als Schauplatz gewählt. Jetzt hat sie mit einer internationalen Filmcrew und professionellen Schauspielern drei Tage lang in den Häusern und Gärten an der Wilhelmshofallee gedreht. Dazu war in der Halle von Haus Lange ein Arrangement von abstrakten Skulpturen auf weißen Podesten zu sehen.
In dieser perfekten, kühlen Atmosphäre bewegen sich drei elegante junge Frauen, die eine kurze Unterhaltung führen. Im Stil der zwanziger Jahre gekleidet und frisiert, wirken sie eher wie Models. „Es sind allegorische Figuren, die Texte sind Archivmaterial“, erklärt Katia Baudin. Die Museumsdirektorin ist Kuratorin der Ausstellung von Cibic, mit der sie die international erfolgreiche Künstlerin erstmals in Deutschland in einer Museumsausstellung präsentiert.
Baudin hat ihre Arbeiten 2013 auf der Biennale in Venedig kennengelernt und war sofort fasziniert. Ihr gefällt besonders der interdisziplinäre Ansatz, den die 1974 in Ljubljana geborene Künstlerin in ihrer Arbeit verfolgt. Darunter unter anderem die gegenseitige Beeinflussung von Kunst und Architektur mit Politik und Wirtschaft.
Für den ersten Teil ihrer „Nada“-Trilogie hat sie sich mit der Künstlergruppe „Exat 51“ beschäftig, die sich im sozialistischen Jugoslawien der 1950er Jahre für eine gegenstandslose Kunst engagierte. Dabei verhalfen sie, von der Regierung Titos durch Aufträge unterstützt, Jugoslawien zu einer neuen Identität. Mittelpunkt der Gruppe war der Architekt Vjenceslav Richter, der 1958 den jugoslawischen Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel schuf. „Richters Frau hieß Nada, nach ihr ist die Trilogie benannt“, sagt Baudin.
Der Gruppe „Exat 51“ wird im Museum Haus Lange ab 1. Oktober eine eigene Ausstellung gewidmet sein. Mit der Verknüpfung dieser historisch-zeitgenössischen Arbeit von Cibic möchte Baudin auch die Wahrnehmung der beiden Mies-Villen enger miteinander verknüpfen. Die Synthese aus Architektur, Modernität und Ideologie, die beide Ausstellungen thematisieren, wird auch am Beispiel der Häuser, ihres Architekten und der Bauherren deutlich. So bildet Mies van der Rohe und seine über Hermann Lange geknüpften Kontakte zur Wirtschaft den Ausgangspunkt für den jetzt gedrehten Kurzfilm.
Wie subtil die Künstlerin dabei den Verflechtungen auf der Spur ist, zeigen einige Details der Dreharbeiten. So hat sie die Küche von Haus Lange in ein Atelier verwandelt, in dem Modelle von Skulpturen stehen. Sie stammen aus der Sammlung der Familie Lange ebenso wie aus dem Umfeld andere Werke Mies van der Rohes. Und auf einigen Kostümen, die die Künstlerin für den Film selbst entworfen hat, sind Motive von Johan Thorn-Prikker und Heinrich Campendonk zu sehen. Der Stoff der Kleider ist natürlich aus Seide. In der Ausstellung Cibic wird dann die gesamte Nada-Trilogie erstmals zu sehen sein.