Totgesagte singen länger
Das Sterben der Operette ist vorerst abgesagt: „Der Graf von Luxemburg“ wird enorm opulent.
Krefeld. Die Argumente der Miesmacher hat Klaus-Dieter Köhler oft genug gehört: "Viele Kollegen halten die Operette für ein überkommenes Genre, das man friedlich sterben lassen sollte." Als Regisseur, der sich gerne in der Welt von Lehár oder Strauss tummelt, sieht Köhler das naturgemäß anders: "Mit Liebe gemacht, hat die Operette ihre Berechtigung."
Liebe - soweit sie am Aufwand ablesbar ist, den die Beteiligten betreiben - scheint beim "Graf von Luxemburg" tatsächlich im Spiel zu sein. Opulent wie selten bringt Köhler Franz Lehárs Operette am Samstag erstmals auf die Bühne des Stadttheaters.
Das fängt schon beim prächtigen Bühnenbild an, bei dem Wolf Wanninger sich, wie er selbst sagt, "so richtig austoben durfte". Das Publikum darf dabei zusehen, wie aus Pariser Straßenschluchten ein Atelier wird und später ein festlicher Saal. Dort feiert die feine Gesellschaft Karneval. "Eine Fiktion", wie die Dramaturgin Ulrike Aistleitner betont. "In Paris gab es gar keinen Karneval."
Umso lustvoller konnte Regisseur Köhler mit Zitaten spielen: Den rheinischen und den Mainzer Karneval lässt er einfließen, Figuren der Popkultur wie Superman oder Micky Maus, Diven und Helden des alten Hollywood, aber auch Gruselmasken der Diktatoren Mussolini und Franco.
Dass die Operette 1937 spielt, als die Metropole Flüchtlingen aus aller Herren Länder Zuflucht gab, sorgt in der Inszenierung immer wieder für ernste Untertöne. "In jeder guten Operette haben die Hauptfiguren auch Sorgen und Nöte", sagt Aistleitner. Den Anfang findet der musikalische Leiter Kenneth Duryea sogar "geradezu gespenstisch".
Neben Orchester und Chor ist auch das Ballett-Ensemble in der Inszenierung vertreten. Chefchoreograf Robert North hat die Bewegungen der acht Tänzer selbst choreografiert. "Viele seiner Kollegen weigern sich, das für Operetten zu machen", sagt Köhler. Doch wo so viel Liebe im Spiel ist, ist jeder Widerstand zwecklos.