Trio Das Kapital - Wie Kratzbürsten klingen
Das Trio Das Kapital hat sich alte DDR-Lieder einverleibt und spuckt sie als ironische Jazzarrangements wieder aus.
Krefeld. Er war Schüler des Komponisten Arnold Schönberg, musikalischer Weggefährte des Dramatikers Bertolt Brecht, Schöpfer vieler Arbeiter-Kampflieder und der DDR-Nationalhymne „Auferstanden aus Ruinen“. Ein paar der Stücke von Hanns Eisler (1898-1962) hat sich das Trio Das Kapital einverleibt, um sie als kratzbürstige Jazzarrangements wieder auszuspucken. Das demonstrierte es jetzt auf Einladung des Jazzklubs einem zunehmend interessierter werdenden Publikum im Jazzkeller.
Den Preis der Deutschen Schallplattenkritik haben Daniel Erdmann (Tenorsaxophon), der Franzose Edward Perraud (Schlagzeug) und der Däne Hasse Poulsen (Gitarre) 2009 für ihre Eisler-Bearbeitungen erhalten — darüber kann man sich freuen. Denn das Trio interpretiert Eisler nicht pflegeleicht, sondern ironisiert, und bricht ihn, manchmal auch bis zur Unkenntlichkeit. Das bekannte „Solidaritätslied“ unterlegt Perraud mit einem bissig-verkrampften Marschrhythmus, die von Eisler gegenüber dem Original sogar etwas verschönten „Moorsoldaten“ erhalten durch ein getrieben pulsierendes Duo von Schlagzeug und Saxophon fiebrige Spannung.
Die Arrangements reihen oft rhythmisch gebundene und dann wieder freie Passagen collagehaft aneinander. Der Sound des Trios wirkt ohne einen grundierenden Bass so luftig wie spröde, auch wenn Erdmann oder Poulsen oft Basslinien spielen.
Schönklang blitzt manchmal in den Melodien des Tenors auf und verschwindet dann wieder. Poulsens Spiel auf der akustischen Gitarre, die manchmal wie die elektronische Variante des Instruments rockig-verzerrt aufheult, ist so dauerhaft schräg wie äußerst originell. Perraud kitzelt aus seinem Schlagzeug mit unterschiedlichen Stöcken und Schlegeln eine unglaubliche Vielfalt an Klangfarben hervor. Mit überraschenden Aktionen zaubert er immer wieder ein Schmunzeln auf die Lippen der Zuhörer.