Unrock: Stimmwunder und Minimalismus

Die Kölnerin Niobe und das Duo Byggesett Orchestra im "Hinterzimmer" des neuen Unrock am Karlsplatz.

Krefeld. „Heute mal ohne Band, aber ich glaube, das ging auch so“, meinte die Kölner Sängerin Niobe alias Yvonne Cornelius am Ende ihres Konzerts im „Hinterzimmer“ des Unrock-Plattenladens am Karlsplatz. Ja, das ging auch so, ganz gut sogar. Michael Stahl, vor kurzem mit seinem Geschäft aus Essen zurückgekehrt, hat mit Niobe und dem Byggesett Orchestra als Vorband jetzt auch den Konzertraum hinter seinem Ladengeschäft eröffnet. Der Name „Hinterzimmer“ ist für den kleinen Saal im Übrigen ziemlich untertrieben.

Niobes Band für diesen Abend ist eine elektronische Wunderkiste, die in einen kleinen Koffer passt. Aus der zaubert sie die Backing Tracks für ihre Songs, bei denen gesampelte Congas oder Jazztrompeten auf viele elektronische Sounds treffen. Mit ihrem stimmlichen Vermögen könnte Niobe durchaus im Mainstream des Pop mitschwimmen, aber das will die Kölnerin offenbar nicht.

Bei Niobe hat nicht nur jedes Stück einen anderen Charakter, die Sängerin ist in der Lage, auch ihre vielfarbige Stimme variabel dem jeweiligen Song anzupassen — eine im positiven Sinne multiple Künstlerpersönlichkeit. Pop, Chanson, Jazz und Soul sind die Welten, zwischen denen Niobe wandelt, wobei die Backing Tracks das alles eigenständig mischen und in Richtung elektronische Musik drehen. So interessant wie ansprechend.

Elektronische Musik in der Stilrichtung Ambient gab es von der Vorband Byggesett Orchestra, ein Duo mit Peter Koerfer an E-Bass und Elektronik und Georg Sehrbrock an Keyboards und Elektronik. Zwei lange Stücke spielten die beiden, durch minimalistische Wiederholung, Klangschichtung, langgezogenes Crescendo gekennzeichnet.

Dass diese Art von Musik wie ständige Begleitung oder ein ewiges Vorspiel wirkt, gehört zum Konzept. Man könnte auch von einem Versprechen reden, das nicht eingelöst wird, aber an diesem Abend folgte ja noch die Sängerin Niobe. kMs