Unsichtbare Verbindungen im Südbahnhof

Eine neue Ausstellung namens „Invisible Connections“ zeigt die Arbeiten von Künstlern aus verschiedenen Herkunftsländern.

Foto: Dirk Jochmann

Die Projektleiterin von „Invisible Connections“ ist umgeben von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Iran, Argentinien, Syrien. Sie alle haben sich im Rahmen der Projektreihe kennengelernt und zusammen die Idee einer gemeinsamen Installation entwickelt, die sie nun im Südbahnhof präsentieren. „Die Installation, die wir am Freitag und Samstag hier zeigen, ist Teil unserer Reihe ‚Kulturtechnik-Werkstätten’“, sagt Anja Jansen vom Südbahnhof.

Gegenseitige Besuche in Werkstätten und Ateliers ließen die Idee des gemeinsamen Arbeitens in den Köpfen wachsen. Die verschiedenen kulturellen Hintergründe der Künstler stoßen aufeinander und ergänzen sich gegenseitig.

Der künstlerische Leiter Bassam Alkhouri erzählt: „Die gemeinsame Arbeit war ein Lernprozess, bei dem jeder durch den anderen bereichert wurde. Uns war es wichtig, keine Angst zu haben vor der Frage: Wer sind die anderen? Zu oft beziehen wir uns nur auf uns selbst und die eigenen Eigenschaften.“ Die Teilnehmer haben sich für das Projekt aus ihrer künstlerischen und kulturellen Gewohnheit gelöst.

Neue Materialien wurden entgegen den altbekannten genutzt, verschiedene Medien und Kunstformen miteinander kombiniert. „Alles kann zusammenwachsen“, sagt Alkhouri lächelnd. So gibt es am Wochenende im Südbahnhof eine Klanginstallation zu hören, entwickelt von Doga Sagsüz. Alle Tonelemente dazu sind im Südbahnhof entstanden. „Tunnelgeräusche“, wie er sagt. Ergänzt wird dieses Klangbild von Performance-Kunst. Arabische Kalligraphie, Poesie und Malerei sind weitere Elemente der Ausstellung.

Der Teilnehmer Firas Sheikh Mohamad sagt: „Es hat mir sehr geholfen, von den anderen zu lernen, Ideen auszutauschen und dabei auch meine eigene Kultur zu reflektieren.“ Mit bunter Folie hat er eines der beiden Tore zum Tunnel neu gestaltet. Das hereinfallende Licht bricht nun in bunte Farben. Das gegenüberliegende Tor wurde von dem aus Argentinien stammenden Künstler Francisco Junqué mit bunten Malereien versehen. „Der Südbahnhof hat durch seine Architektur eine sehr starke Identität. Wie geschaffen für die Erfahrung des Austauschs“, sagt Alkhouri. „Die Installation präsentiert den Prozess der Annäherung wie die Entstehung der Ausstellung auch selbst einer war“, erklärt Jansen weiter.

Die Balance zwischen dem Selbst und den Anderen schlägt sich in den Kunstwerken nieder. Zentrale Bestandteile der Ausstellung sind Verweise auf die eigene Herkunft. Ein Gedicht ist mit der Zeile „Die Sonne in meiner Heimat ist schöner als anderswo“, welches Ibrahim Alsaeid in seiner Kalligraphie-Kunst im Rahmen der Installation zitiert, verdeutlicht, worum es dabei geht: Auch mal den Blick von dem, was einem eigen und vertraut ist, abzuwenden, auch wenn es einem oft als das Schönste, das einzig Richtige erscheint. „Was kann ich dem Anderen, Fremden abgewinnen?“, diese Frage wollen die Künstler mit der Installation auch dem Besucher stellen. Ein Sinnbild für ihre Zusammenarbeit: Die Künstler haben zusammen Samen aus verschiedensten Ländern angepflanzt. Diese können nun gemeinsam wachsen. Zwar bleiben auch die Künstler mehr oder weniger in der eigenen Kultur verwurzelt, doch erst in der Begegnung mit anderen können sie beim künstlerischen Arbeiten so richtig aufblühen. Wie das dann aussieht, kann man in „Invisible Connections“ beobachten.