Virtuoses Falten wird zu einem Verwirrspiel
Hans-Jürgen Granzows Werke in der Galerie Meta Weber behandeln die Transformation des Materials Papier.
Er gehört zu den Stammkünstlern der Galerie. Seit 2006 präsentiert Hans-Jürgen Granzow zum sechsten Mal seine Arbeiten bei Meta Weber im Haus Kunst+Technik. Der studierte Designer überschreitet in seinen Werken gerne die Grenzen zwischen Malerei und Plastik. So auch in der aktuellen Ausstellung, die den vielsagenden Titel „Transformationen“ trägt. Das Thema sind Faltungen, die der Künstler in Malerei und in Objekte umgesetzt hat. Ein einfaches Blatt Papier ist meist der Ausgangspunkt, die Granzow für die Objekte dann mit einem stabileren Karton umsetzt.
Jede Faltung ist real und eine Herausforderung für den Betrachter, vom Ergebnis aus zu überlegen, wie die einzelnen Schritte sind. Es sind hochformatige Flächen, die von einem Rahmen umgeben werden. Meist ist nur das obere Drittel gefaltet. Würde man es wieder entfalten, hätte man die ganze gerahmte Fläche gefüllt. Die Möglichkeiten der Falttechnik spielt der Künstler auf virtuose Weise durch. Schritt für Schritt baut sich aus der Fläche eine plastische Form auf. Manchmal setzt Granzow auch zwei Werke nebeneinander, die Spiegelungen einer Form zeigen. Die strenge Geometrie der exakt gefalteten Flächen und das Spielerische der Möglichkeiten sind gegensätzliche Pole in diesem Werk, die sich zugleich perfekt ergänzen.
Schwarz, Rot und Weiß sind die Hauptfarben, bei einer Serie kleinerer Objekte kommt ein leuchtendes Gelb dazu. Im Zusammenspiel mit Schwarz und Weiß entstehen optisch reizvolle Objekte. Insgesamt beeinflusst die Wahl der Farben stark die Wahrnehmung der Faltungen. Während sich bei Weiß die Formen klar abzeichnen, werden die Konturen bei schwarzen Faltungen buchstäblich verschluckt.
Manchmal experimentiert der Künstler auch mit verschiedenen Materialien. So wirkt ein Untergrund aus Leinen lebendiger als der glatte Karton. Da Stoff und Papier unterschiedlich altern, sind auch die individuellen Veränderungen Bestandteil der Arbeiten. Sie funktionieren als Einzelobjekt, aber auch sehr gut in Gruppen. Bei Letzteren nutzt der Künstler oft die Möglichkeit, die Abläufe der Faltungen vom ersten Knick bis zum fertigen Objekt zu zeigen.
So lässt sich der Entstehungsprozess leichter nachvollziehen. Eine reizvolle Herausforderung sind die gemalten Versionen der Faltungen. Sie sind so perfekt und präzise gemacht, dass die Illusion des plastischen Eindrucks sich immer wieder einstellt. So wird der Gang durch die Ausstellung zu einem kurzweiligen Wechselspiel zwischen klaren Strukturen und Farben auf der einen und optischen Verwirrspielen auf der anderen Seite.