Wie längst vergessene Erinnerungen

Zwei Studienfreunde stellen gemeinsam aus.

Krefeld. "Bilderfindungen" - unter diesem Titel ist im Kulturpunkt Friedenskirche eine Ausstellung zu sehen, die zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen zusammenführt.

Hansjörg Krehl und Manfred Schlindwein sind miteinander befreundet und kennen sich seit ihrem Studium in Freiburg. Während Krehl als Mitglied der Gemeinschaft Krefelder Künstler schon öfter mit Ausstellungen in Erscheinung getreten ist, zeigt der im Schwarzwald lebende Schlindwein sein Werk zum ersten Mal in hiesigen Breiten.

Seine Holzschnitte, die er meist auf Seidenpapier druckt, sind von kraftvollen linearen Strukturen gekennzeichnet. In einer abstrakten Formensprache überlagern und verdichten sie sich, dann gibt es wieder aufgelockerte Passagen. Die Transparenz des Seidenpapiers bildet zu den kräftigen Linien einen reizvollen Kontrast.

Der Künstler ist zugleich leidenschaftlicher Handwerker, der das Holz aus den Druckstöcken auch schon mal herausreißt. Mit sensibler Hand geht er dagegen beim Drucken selbst zu Werk. Aus stärkeren und schwächeren Abdrücken sind die Arbeiten komponiert, die Risse im Holzblock spiegeln sich in feinen Liniengespinsten wieder. Wie transparente Fahnen wirken die hochformatigen Papierbahnen, die vor allem im Altarraum der Friedenskirche eine gelungene Rauminstallation bilden.

Im Gegensatz zu den großen Strukturen auf den Holzdrucken Schlindweins scheinen die Papierarbeiten von Hansjörg Krehl mit ihren zarten collagenartigen Kompositionen eine ganz andere Sprache zu sprechen. Doch auch hier gibt es dichte Strukturen und Überlagerungen, nur alles im Miniaturformat. Bereits das vergilbte Papier, das der Künstler gerne als Grundlage benutzt, erzählt seine eigene Geschichte.

Eine noch radikalere Reduktion zeigen die Acrylbilder. In den fast monochromen Feldern in Weiß oder Schwarz sind nur noch Spuren von Farben zu finden. Unter den vielen Schichten verdeckt, legt der Künstler sie partiell wieder frei, gräbt sie aus, als wären es längst vergessene Erinnerungen.

Mit ihrer reduzierten und sehr von der Linie geprägten Bildsprache treten die Künstler in ihrer ersten Doppelausstellung in einen Dialog, zu dem man sich als betrachtender Dritter gerne hinzugesellt. Zur Ausstellung ist eine Sonderedition erschienen. Einen Papierdruck von Hansjörg Krehl und einen Holzdruck von Manfred Schlindwein gibt es zusammen in einer Mappe zum Preis von 50 Euro.