Will Cassel: „Gegen Johannes Heesters bin ich jung“

Will Cassel zeigt seine Jahresernte im Seidenweberhaus. Dabei findet sich keine Spur von den angekündigten „alten Hüten“.

Krefeld. Coole Mütze oder schäbiger Hut: Mittels Kopfbedeckung wechselt Will Cassel spielerisch zwischen Jugend und Alter. Der Künstler kokettiert in seiner Eröffnungsperformance mit der Vielzahl seiner Lebensjahre: „Gegen Johannes Heesters bin ich noch jung.“

Dass er mit 83 nach wie vor sehr kreativ ist, beweist seine „Jahresernte“. Seit über 30 Jahren präsentiert er sie im Seidenweberhaus. Ein prächtiges Landschaftsbild bildet einen Blickfang der Ausstellung. Es zeigt seine Lieblingsweide, die inzwischen auseinandergebrochen ist. Vor blauem Himmel und auf grüner Wiese hat Cassel den Baum in ganzer Schönheit festgehalten.

Vergänglichkeit bleibt ein Hauptthema für Cassel. Er zeigt sie nicht melancholisch abgeklärt, sondern feiert in seinen Bildern die Schönheit der Jahreszeiten als Sinnbild eines ewigen Kreislaufs. Duftig weiß sind die Blüten des Birnbaums, unter dem alten Apfelbaum leuchten rote Tulpen. Sehr dynamisch und mit reduzierten Formen sind die Bilder gemalt, die Linie gewinnt an Bedeutung.

In Cassels Bildern ist alles in Bewegung, „im Fluss“, wie er selber sagt. Dieses Fließen drückt er bereits mit der Maltechnik aus. Seine kleinen Aquarelle zeigen einen fließenden Übergang von Tusche, Aquarell und Acryl. „Darin steckt die ganze Bandbreite meines Lebens“ sagt er. Mit Zeichnungen knüpft er an seine Jugend an.

Neben diesen wunderbaren kleinen Blättern gibt es neue Enkaustik-Bilder. In dieser Maltechnik, bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiß auf den Untergrund aufgetragen werden, thematisiert Cassel Erlebnisse, die ihn beeindruckt haben: ein Jazzkonzert oder einen Jahrmarkt.

Mit feiner Ironie hat der Künstler dabei auch lokale Ereignisse im Blick. Das glänzende neue Dach der Dionysiuskirche wird bei ihm zum Kopfschmuck einer Krefelder Krähe. Auch dieser Glanz ist vergänglich, wie überhaupt die Welt für Cassel „voll alter Hüte“ ist. Auf dem Bild der Einladungskarte versammelt er die unterschiedlichsten Hüte und schreibt dazu: „Auch mein Werk wird zu alten Hüten.“ Seine lebendige Bilderschau beweist allerdings das Gegenteil.