Anne Poleska will ins Finale

Die 28-jährige Brustschwimmerin startet über 200 Meter. Danach entscheidet sie über ihre Zukunft.

Peking. Wenn sie in Deutschland bleibt, will sie auf jeden Fall in der "sonnigsten Stadt" wohnen. Vielleicht geht es auch zurück in die USA. Nach Coral Springs in Florida. Oder auch ganz woanders hin. Entschieden ist noch nichts. Entschieden ist nur, dass nach den Olympischen Spielen in Peking die Karriere der schönen Krefelderin Anne Poleska zu Ende ist.

Die Brustschwimmerin startet über 200 Meter. Über diese Distanz hat sie in Athen vor vier Jahren Bronze gewonnen. Nach den Leistungsexplosionen der vergangenen Monate wird das nicht zu wiederholen sein, die Qualifikation für das Finale ist das Ziel. Vielleicht. Die Fingernägel sind wieder blau lackiert, Anne Poleska wirkt entspannt.

Die Betriebswirtin ist Profi, 28 Jahre alt, und wartet routiniert auf ihren letzten olympischen Auftritt. Sie ist das gewohnt, weil sie auf großen internationalen Meisterschaften immer nur über 200 Meter gestartet ist.

"Nach den Rennen entscheide ich, was ich mache", sagt Anne Poleska. Für das Versagen der deutschen Mannschaft, sagt sie, gibt es viele Gründe, "vielleicht kommt Olympia für einige zu früh, aber jetzt gibt es keine Schonzeit mehr. Jetzt muss alles in Kampfstellung gehen".

Es sind ihre dritten Olympischen Spiele, "in Sydney und Athen sind wir auch schwer in Tritt gekommen". Aber dort haben nicht alle ihre persönlichen Bestzeiten so dramatisch verfehlt wie in Peking. "Das ist richtig, aber es sind ja auch noch nicht alle gestartet."

Anne Poleska absolviert ihren Vorlauf heute, das Semifinale ist das Minimalziel. "Es gibt in Peking nur Karacho, bei Olympia kann man nicht taktieren. Bei Olympia geht immer nur Angriff."

Sie hat keine leichte Zeit hinter sich. Ihr Trainer Mike Lohberg liegt in den USA auf der Intensivstation und wartet auf eine Rückenmarkstransplantation. "Ich habe mit ihm telefoniert, er ist optimistisch, Mike ist immer optimistisch." Sie versucht, nicht daran zu denken. Wie die US-Amerikanerin Dara Torres, die auch von Lohberg trainiert wird.

Lohberg stammt auch aus Krefeld, ist mit der ehemaligen Lagenschwimmerin Birgit Schulz verheiratet, hat in den achtziger Jahren für die SSF Bonn gearbeitet und ist einer der international erfolgreichsten Trainer. Dass Mike Lohberg um sein Leben kämpft, das alles ist extrem belastend, aber "er ist in guten Händen". Anne Poleska muss das in Peking vollkommen ausblenden.

Die Vize-Weltmeisterin von 2005 war 1997 das erste Mal in China. Beim Weltcup. Gemeldet ist sie mir 2:25,79 Minuten, in Peking will sie besser sein. Olympia ist für sie immer noch außergewöhnlich. "Olympia ist das größte, ganz egal, wie oft man an den Spielen teilgenommen hat. Olympia ist außergewöhnlich." Wie Anne Poleska.