Tennis-Bundesliga Die Katerstimmung nach dem Aufstellungs-Debakel bei Blau-Weiß

Krefeld · Ein Formfehler, eine Aufstellung, die den Vorgaben der Spielordnung des Deutschen Tennis Bundes widersprach, hatte Blau-Weiß Krefeld eine 0:6-Pleite am grünen Tisch beschert, bevor überhaupt ein Match gespielt war.

Frust herrschte beim HTC Blau-Weiß Krefeld nach der 0:6-Niederlage gegen Neuss.

Foto: samla.de

Diego Junqueria hatte extra viele schöne Erinnerungen mitgebracht ins Clubhaus von Blau-Weiß Krefeld. Neun Jahre immerhin trug der Argentinier das Hemd des Stadtwald-Clubs in der Bundesliga. Ein paar nette Geschichten aus vergangenen Zeiten, im Plausch mit Vereinsgrößen wie Hajo Ploenes. Gemeinsame Bilder gingen aus dem Clubhaus dann noch hinaus in die weite Welt des Digitalen. Frühere Mitspieler gehörten zu den ersten Empfängern. Heute ist Junqueira der Trainer von Juan Pablo Varillas, den er am Sonntag im Heimspiel von Blau-Weiß gegen Neuss zu einem Sieg coachte. Als langjähriger Blau-Weißer ist er stets ein gern gesehener Gast.  Doch traf der Moment des Wiedersehens am Sonntag eher auf eine Stimmung allgemeiner Ernüchterung. Das gemütliche und traditionelle Beisammensitzen im Clubhaus nach einem Heimspiel an der Hüttenallee verlief diesmal deutlich kürzer als sonst. Die Katerstimmung war noch nicht verflogen nach der selbst eingebrockten Niederlage wenige Stunden zuvor. Ein Tag im Jubiläumsjahr der Krefelder, 50 Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg, der nun auch in die Geschichte eingehen wird.

Verbitterung nach einem „schwer zu verstehenden“ Fehler

Ein Formfehler, eine Aufstellung, die den Vorgaben der Spielordnung des Deutschen Tennis Bundes widersprach, hatte Blau-Weiß Krefeld eine 0:6-Pleite am grünen Tisch beschert, bevor überhaupt ein Match gespielt war. Niemand habe am Morgen auf dem Schirm gehabt, dass der Norweger Viktor Durasovic als Nicht-EU-Ausländer zu gelten hat. Er war damit der zweite Mann von außerhalb der EU, neben dem Peruaner Varillas. Das kleine skandinavische Land gehört nicht zur Europäischen Union. „Es ist schwer zu verstehen, was wir da gemacht haben. Sowas darf nicht passieren“, klang Trainer Sascha Klör auch am Montagmittag noch verbittert. Alle Spieler, die Trainer wie er und auch Teamchef Hajo Ploenes hätten sich bei der offiziellen Aufstellung wie immer noch einmal über die Namen gebeugt. „20 Leute, und niemand hat es gemerkt“, sagt Klör. Erst der Neusser Teamchef habe den Fehler dann nach Spielbeginn gemeldet. Danach war alles verloren für die Krefelder. „So eine Situation habe ich auch noch nie erlebt. Das war ein heftiger Tag für uns“, sagte der Clubsprecher Jörg Zellen am Montag. Versuche seien sogar noch unternommen worden, bei der Abstammung des Norwegers Durasovic noch Wurzeln in einem anderen europäischen Land zu finden, um darüber dann noch schnell eine EU-Identität herzustellen. Da stand Durasovic gerade selbst auf dem Platz. Also musste Spieler-Manager Thorsten Liebig herhalten. Doch es war nichts mehr zu machen.

Es hilft ja alles jetzt nichts, vor allem kein Selbstmitleid in der Krise. „Wir haben noch alle Chancen“, sagt Klör, der halb im Spaß dann anmerkte: „Schlimmer kann es ja jetzt nicht mehr werden.“ Auch aus der Mannschaft hatten er und Clubsprecher Zellen am Sonntagabend schon aufbauende Botschaften erhalten. So hätten Spieler wie Paolo Lorenzi oder auch Stefano Travaglia eine „Jetzt-erst-recht“-Stimmung über die internen Chat-Kanäle verbreitet, wie Zellen berichtet: „Alle haben sich gemeldet. Der Teamgeist ist noch stärker geworden.“ Auch Trainer Sascha Klör findet: „Das hat uns noch einmal zusammengeschweißt.“ Durch die unglückliche 0:6-Wertung ist Krefeld in der Bundesliga nun in Erfolgszwang geraten. Am kommenden Sonntag geht es zum Derby zum Rochusclub Düsseldorf. Auch in diesen Duellen wird sich traditionell gegenseitig nichts geschenkt. Blau-Weiß wird die Fahrt mit seinen 1:7-Punkten als Tabellenletzter antreten. An den noch fünf ausstehenden Spieltagen geht es für die Krefelder nun vor allem erst einmal um den Klassenerhalt.

Eines ist jedenfalls klar. Von diesem vergangenen Sonntag wird man sich im Club noch in vielen Jahren erzählen. Dafür braucht es keinen erneuten Besuch Diego Junqueiras in Krefeld.