Fehler in der Mannschaftsaufstellung Blau-Weiß verliert am grünen Tisch

Krefeld · Die Mannschaft um Teamchef Hajo Ploenes hatte noch gar nicht die Schläger in die Hand genommen, da hatte sie eigentlich schon verloren. Festgestellt hat sie das allerdings erst später. Ein Fehler, der umso ärgerlicher ist, weil das Team eine sehr gute Leistung gegen Blau-Weiss Neuss gezeigt hat.

 Viktor Durasovic hatte den Ball immer fest im Blick und gewann sein Einzel.

Viktor Durasovic hatte den Ball immer fest im Blick und gewann sein Einzel.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Juan Pablo Varillas lief und lief die Grundlinie auf und ab. Der Peruaner legte alles hinein in sein Match gegen den Kasachen Dmitriy Popko. Auch einen 1:4-Rückstand im ersten Satz drehte der 25 Jahre alte Südamerikaner noch in einen Satzgewinn. Auch den zweiten Durchgang holte sich Varillas mit 7:6. „Vamos“ rief er mehrmals über die mit 400 Zuschauern gut gefüllt Tennis-Anlage von Blau-Weiß Krefeld. Seine Rückenprobleme hielten ihn nicht auf. Beifall kam ihm entgegen. Sein Einzel-Sieg aber sollte am Sonntagnachmittag nicht mehr als Makulatur sein, denn das Duell der Mannschaft mit Blau-Weiß Neuss war quasi schon verloren, ehe es begonnen hatte.

Die Krefelder um ihren Teamchef Hajo Ploenes hatten im Peruaner Varillas, den sie händeringend noch für den Spieltag am Sonntag für einen Einsatz gewinnen konnten, auch noch den Norweger Viktor Durasovic aufgestellt, der auch schon in den vergangenen Spieltagen zum erweiterten Kader der Blau-Weißen gehört hatte und am Freitag in Großhesselohe ebenfalls im Einsatz gewesen war. Das Problem: Norwegen gehört nicht zur Europäischen Union – und in der Bundesliga ist nur ein Nicht-EU-Ausländer pro Team und Spieltag erlaubt. „Ich habe einen Riesenfehler gemacht“, entschuldigte sich Ploenes nach dem letzten Einzel auf dem Hauptplatz beim Publikum: „Ich habe eine falsche Mannschaft aufgestellt. Der Dank geht an Blau-Weiß Neuss, dass sie trotzdem angetreten sind.“

Gegen 10.30 Uhr am Morgen, eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn, wurden die Aufstellungen eingetragen. Niemandem, so hieß es bei Blau-Weiß, sei dieser Verstoß aufgefallen. Als die ersten Bälle gespielt waren, soll der Neusser Teamchef aber dann den Fehler gemeldet haben. Die Folge: Das Krefelder Publikum bekam dennoch vier spannende Einzel zu sehen. 2:2 hatte es nach den vier Duellen gestanden. Doch es blieb quasi ein Wettkampf außer Konkurrenz. Der Vergleich mit Neuss soll mit 0:6 gewertet werden. Schon vor dem Duell war Blau-Weiß als Tabellenletzter gelistet. Ein bitterer Nachmittag, denn sportlich wäre wohl mindestens ein Punkt gegen den rheinischen Rivalen möglich gewesen.

Das Jubiläumsjahr 2021
hat schon einen Aufreger

 Ein zuletzt eher selten gewordener Anblick: Am Wochenende gab es wieder volle Zuschauerränge auf der Anlage von Blau-Weiß Krefeld. 400 Tennisfans fieberten mit.

Ein zuletzt eher selten gewordener Anblick: Am Wochenende gab es wieder volle Zuschauerränge auf der Anlage von Blau-Weiß Krefeld. 400 Tennisfans fieberten mit.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

„Das war unser aller Fehler“, nahm Clubsprecher Jörg Zellen die alleinige Schuld von seinem Teamchef Ploenes. Die Mannschaft habe „perplex“ auf die Situation reagiert. Ihr Einsatz war letztlich ohne sportlichen Wert, wenn auch Unterhaltung für das Publikum, das Hajo Ploenes nach seiner Entschuldigung aufmunternden Beifall spendete. So ein Versehen, sagte der Grandseigneur später, sei dem Club in den 50 Jahren seit dem Bundesliga-Aufstieg 1971 nie unterlaufen. Das Jubiläumsjahr 2021 hat somit schon einen Aufreger, an den man sich im Stadtwald wohl noch lange erinnern wird.

Durasovic hatte sein Match gegen Luca Vanni gewonnen. Riccardo Bonadio aber unterlag Javier Barranco in zwei Sätzen. Andrea Arnaboldi verlor gegen den Franzosen Constante Lestienne. Es waren allerdings Ergebnisse, die dann nicht mehr wichtig waren. Am Montag macht sich der Peruaner Varillas auf den Weg nach Tokio zu den Olympischen Spielen. Erst nach seinem Match erfuhr er von dem Faux-pas, wie er berichtete. Seinen kuriosen Zwischenstopp in Krefeld wird der Davis Cup-Spieler wohl auch nicht mehr so schnell vergessen. Die Atmosphäre im Stadtwald hatte er dennoch genossen: „Ich mag die Umgebung mit den Zuschauern. Es ist sehr motivierend.“