Galopp: Wenn Pedroza zur Brille greift

Der Jockey aus Panama findet sein Glück in Deutschland. Am Sonntag sitzt er im Krefelder Stadtwald achtmal im Sattel.

Krefeld. In acht Rennen steigt Jockey Eduardo Pedroza am Sonntag ab 11.30 Uhr auf der Galopprennbahn im Stadtwald in den Sattel. Im Herzog von Ratibor-Rennen um den Großen Bombardier Vossloh-Preis reitet er für den Krefelder Trainer Mario Hofer den Mitfavoriten Kite Hunter. Pedroza kämpft gegen Filip Minarik um das begehrte Deutsche Jockey-Championat. Er führt mit 78 Siegen vor dem Tschechen (77), der sechsmal antritt. Allein deshalb ist im Stadtwald für bundesweites Interesse gesorgt.

Dabei hielten es selbst wohlwollende Experten jahrelang für ausgeschlossen, dass Eduardo Pedroza (Panama) jemals den Titel eines deutschen Jockey-Champions gewinnen würde. Gründe gab es ausreichend: Oft plagten ihn heftige Gewichtsprobleme, so manchen Ritt hat er deshalb abgesagt. An Sympathien hat es nie gemangelt, allein es fehlte der Glaube an die Klasse und vor allen auch an der Ernsthaftigkeit für den Beruf. Doch alle Skeptiker irrten. 2007 gewann er erstmals den Titel, verteidigte ihn im Vorjahr und wurde bei der Ehrung im historischen Festsaal des Hamburger Rathauses mit großem Applaus gefeiert.

Dem Tschechen Filip Minarik und dem Österreicher Andreas Suborics folgte auf dem Thron des Meisters ein Sattelkünstler aus dem fernen Panama. Ein Beweis für die Internationalität dieses Sports, aber auch für den Mangel an guten Reitern aus Deutschland. Einzig Andrasch Starke (71 Siege) kann mithalten.

Vor 15 Jahren ist Pedroza nach Deutschland gekommen. In Bremen lebte dessen Onkel Jorge Vergara. Er vermittelte seinen Neffen an den Stall des Trainers Stefan Wegner. "Ich kann das immer noch nicht glauben. Eigentlich wollte ich nur ein oder zwei Jahre in Deutschland bleiben, es war mir zu kalt hier und ich wollte zurück nach Panama. Ein Jahr reihte sich an das nächste."

Wie sehr er mittlerweile akzeptiert ist, dokumentiert Ereignis in Bad Doberan-Heiligendamm. Dort hat man an seinem Geburtstag vor vier Jahren die Nationalhymne von Panama besorgt und einen zu Tränen gerührten Reiter erlebt. 2006 wählten ihn die Mitglieder des Galopp Clubs-Deutschlands sogar zur "Turfpersönlichkeit des Jahres". Auch der eher kritische Chefrennleiter Peter Tasch beurteilt ihn positiv: "Ich mag ihn sehr. Er ist professioneller geworden und hat auch sein Gewichtsproblem besser im Griff."

Trotzdem sieht man ihn vor fast jedem Renntag auf dem Geläuf seine Runden drehen - die letzten Pfunde werden reduziert. Das wird sich im Stadtwald nicht ändern. Bei einer Größe von 1,72 Meter, einem begnadeten Körper sind 55 Kilogramm eine enorme Anstrengung, und Ritte unter diesem Gewicht gehen kaum. Pedroza hat früh die deutsche Sprache erlernt, mag Werder Bremer und Schalke 04, wollte selbst Fußballprofi werden. Die kurioseste Leistung im Rennsattel gelang ihm 1999 in Köln, als er im Sattel von Recadero im Mehl-Mülhens-Rennen seine Peitsche verlor und kurzentschlossen mit seiner Rennbrille das Pferd aufmunterte: "Ich habe nur die Peitsche wegfliegen sehen und nicht lange nachgedacht. Mit Nachdenken macht man so etwas doch niemals."