Lokalsport In Krefeld wird jetzt Cricket gespielt

Krefeld · Seit August hat der SC Bayer 05 Uerdingen eine eigene Cricket-Abteilung, die am Löschenhofweg trainiert.

Mannschaftsführer Mahintha Mahendran sucht für sein Team noch junge Spieler.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Mittagssonne brennt am wolkenlosen Himmel. Bei Temperaturen von über 30 Grad reichen schon wenige Schritte, um richtig ins Schwitzen zu kommen. Doch trotz der unerträglichen Hitze herrscht reger Betrieb im Sportpark am Löschenhofweg: Auf dem großen Rasenplatz trainieren die „Bayer-Roosters“ – das neue Cricket-Team des SC Bayer 05 Uerdingen.

Eigentlich war für dieses Wochenende das erste Heimspiel geplant. Doch die Gegner aus Köln mussten wegen eines Corona-Falls kurzfristig absagen. Also gibt es alternativ eine Trainingseinheit. Trainer Mahendran-Mahintha hat kleine Schweißperlen auf der Stirn. Er läuft über das Spielfeld und ruft seinem Team Kommandos und Spielzüge zu – treibt die Männer in den schwarzen Trikots vor allem auf Englisch an. Mahintha sagt: „Bisher haben wir diese Saison wegen Corona kaum zusammen trainieren können. Die ersten Spiele haben wir alle verloren.“ Das liegt auch daran, dass viele Team-Mitglieder für ihren Sport aus ganz NRW anreisen – zum Beispiel aus Dortmund oder Bielefeld.

Die Idee für eine Cricket-Mannschaft in Krefeld hatte Brian Mantle, Geschäftsführer des Deutschen Cricket Bundes. Da die Nachfrage nach diesem Sport seit Jahren steigt, war er auf der Suche nach einer geeigneten Anlage in der Region. Die fand er am Löschenhofweg und sprach daraufhin die Uerdinger an. Peter Quasten, Leiter des Wettkampfsportes bei SC Bayer 05 sagt: „Wir hatten immer wieder Besucher, die bei uns Fußball probiert haben, aber eigentlich Cricket spielen wollten. Die Sportart passt also gut in unser Portfolio. Außerdem haben wir als Großverein auch eine soziale Aufgabe in der Gesellschaft.“ Die neue Cricket-Abteilung soll für die Seidenstadt nämlich nicht nur sportlich eine Bereicherung sein. Tagrid Yousef, Integrationsbeauftragte der Stadt, sieht die große Chance, mithilfe der neuen Sportart viele Geflüchtete besser zu integrieren: „Viele kennen Cricket aus ihrer Kindheit, zum Beispiel aus Afghanistan. Sport verbindet und gibt ein Gefühl von Gemeinsamkeit und Heimat. Die Nachfrage und der Bedarf sind groß. Vor allem Jugendliche wollen wir ansprechen.“ Damit die neue Abteilung dieser gesellschaftlichen Aufgabe gerecht werden kann, unterstützt die Stadt finanziell.

Auch für Mahintha, der ursprünglich aus Sri Lanka kommt, ist der Sport ein Stück Heimat: „Ich spiele seit meinem 13. Lebensjahr. Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich im Krefelder Cricket Club gespielt. Doch nachdem die britische Kaserne weg war, war hier erstmal Schluss.“ Für seine Liebe zum Sport verschlug es ihn anschließend zum Spielen nach Dortmund, Bonn, Holland und schließlich wieder an den Niederrhein zum NNC Kempen.

Doch die Trainingsbedingungen in Kempen waren nicht optimal. Deswegen wechselte das Team von Mahintha Anfang des Jahres geschlossen nach Uerdingen. Nun soll der Cricket-Sport wieder langfristig in Krefeld heimisch werden. Mahintha sagt: „Wir haben ein schönes Feld. Jetzt fehlen noch junge Leute. Das Ziel in den nächsten Jahren ist die erste Liga. Mein Traum ist es, dass wir Leute für die Nationalmannschaft stellen.“ Auch Brian Mantle ist motiviert: „Wir sind sehr dankbar. Das ist der schönste Platz in Deutschland, besonders wegen der Größe.“ Genügend Motivation und gute Rahmenbedingungen für einen langfristigen Erfolg der neuen Sportart sind in der Seidenstadt also auf jeden Fall vorhanden.