Michael Schrader nur als Fan im Olympiastadion

Leichtathletik: Der Zehnkämpfer vom SC Bayer Uerdingen ist bei der WM in Berlin nur Zuschauer. Sein rechter Fuß liegt in Gips. Neues Ziel ist die EM in Barcelona.

Uerdingen. Der Traum von der Zehnkampfmedaille bei der Leichtathletik-WM in Berlin ist für Michael Schrader geplatzt. Stattdessen sitzt der gerade 22 Jahre alt gewordene Shootingstar des SC Bayer 05 Uerdingen zu Hause mit einem Gips um den rechten Fuß und versucht, erst einmal den Frust zu verkraften. "Die Schmerzen wurden einfach nicht besser. Ich habe alles versucht. Es macht einfach keinen Sinn.

Ich muss jetzt wohl oder übel relaxen, kann nicht einmal Auto fahren", sagte der Weltranglisten-Zweite im Zehnkampf im Gespräch mit unserer Zeitung. Schrader ist zerknirscht und versteht die Welt nicht mehr: "Nach der Behandlung durch unseren Teamarzt Dirk-Achim Pajonk und einen Schweizer Spezialisten hatte ich noch Hoffnung, dass die Sache gut verläuft. Aber die Stressfraktur im Fuß, die ich mir im letzten Winter zugezogen habe, hat sich auf die Kapsel ausgeweitet. Also blieb nur der Gipsverband übrig.”

In Berlin will Schrader dennoch auf der Tribüne mit dabei sein. Bereits im letzten Winter besorgte sich der Uerdinger vorsorglich Eintrittskarten über das Deutsche Zehnkampfteam. "Jetzt werde ich wohl mit einem weinenden Auge meine Konkurrenten von der Tribüne aus beobachten”, sagt der neue Hoffnungsträger der deutschen Zehnkämpfer.

Schraders Trainer Torsten Voss hatte das WM-Aus in der vergangenen Woche bereits kommen sehen und versucht nun seinen Schützling aufzubauen. "Ich hatte eigentlich mit einer OP gerechnet, doch davon haben die Ärzte abgeraten. Michael braucht jetzt viel Ruhe und muss sich auf eine längere Pause einstellen." Mit 22 Jahren ist die Karriere aber noch lange nicht zu Ende. Voss: "Ihm gehört die Zukunft. Er muss jetzt nach vorn sehen, sich neue Ziele setzen, wie die EM in Barcelona im Juli 2010.”

Für Voss bleibt weiterhin ein Rätsel, wie Schrader beim Zehnkampf in Götzis mit 8522 Punkten eine solch fulminante Leistung hatte abrufen können: " Michael muss sich dort in einen wahren Adrenalinrausch versetzt haben, der alle Schmerzen verdrängt hat. Denn bei einer solch enormen Belastung hätte sich der Fuß eigentlich melden müssen. Zumal wir nach Götzis gar nicht mehr richtig trainiert haben. Doch die Schmerzen wurden immer stärker. Wir sind alle ganz schön deprimiert.” Für Voss war der Erfolg mit Schrader nur von kurzer Dauer. Wobei der bislang einzige Deutsche Zehnkampf-Weltmeister von Rom 1980 als Trainer mittlerweile darin geübt ist, seine Schützlinge wieder aufzurichten.

Nackenschläge gab es zuhauf. Dennis Leyckes zum Beispiel war ein Sorgenkind. Der einstige Junioren-Weltmeister im Zehnkampf hatte mehrfach wegen Verletzungen aufgegeben, wie bei den Olympischen Spielen in Athen. Bei der EM 2006 in Göteborg schiedLeyckesaus, nachdem er drei Mal die Anfangshöhe im Stabhochsprung gerissen hatte.