Olympische Spiele für Frühaufsteher
Wer Anne Poleska sehen und mitfiebern will, muss den Wecker im Halbfinale auf halb Fünf stellen.
Krefeld. Die Olympische Fackel ist angekommen, und die ersten Krefelder Athleten haben sich inzwischen im Olympia-Dorf niedergelassen. "Es ist in Peking nicht so heiß, wie ich es erwartet habe", sagt Schwimm-Star Anne Poleska nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen der chinesischen 12-Millionen-Metropole.
Der Stress wegen der fehlenden Akkreditierung war auch schnell verflogen. "Jetzt bin ich froh, an Ort und Stelle zu sein. Die Stimmung ist sehr gut. Schön auch, dass es meinem Trainer Michael Lohberg etwas besser geht."
Bis kommenden Mittwoch, wenn im spektakulären "Wasserwürfel" von Peking die Vorläufe über 200 Meter Brust beginnen, hat die 28-Jährige nun Zeit, sich zu akklimatisieren, trainieren, Kraft zu tanken und zu relaxen.
Donnerstagnachmittag landen auch Poleskas Eltern Waldemar und Irmgard im viertgrößten Land der Erde. Noch ohne Tickets. "Aber das wird schon noch irgendwie klappen", sagt Poleska. Oppum - Peking, was für eine Distanz. Dazwischen liegen mehr als 8500 Kilometer.
Sollte Poleska ihren Vorlauf glücklich überstehen, was im Lager des Deutschen Schwimmverbands niemand bezweifelt, heißt es im Halbfinale (siehe Zeitplan) den Wecker auf halb Fünf zu stellen, um Poleska die Daumen zu drücken und putzmunter die Vorentscheidung über 200 Meter Brust zu verfolgen. Das Finale am Freitag, 15. August, ist sogar um 4Uhr nach deutscher Zeit.
Bei der morgigen Eröffnungsfeier im Nationalstadion ist neben Poleska auch Ruderer Jochen Urban dabei. Der Medizinstudent vom Crefelder RC (CRC) ist froh darüber, dass die deutsche Equipe, angeführt von Basketball-Überflieger Dirk Nowitzki, erst als 198. Nation (von 203) einmarschieren wird: "Die lange Wartezeit wäre sehr ermüdend gewesen."
Ansonsten seien alle gespannt, was sie bei den Spielen erwartet. "Ein bisschen Ungewissheit ist schon dabei", sagt Jochen Urban, der wie ein Flitzebogen gespannt ist, welche Rolle der neue Deutschland-Achter auf der Ruderstrecke in Chunji spielen wird. Zunächst einmal gilt es, an diesem Sonntag - ab 11.40 Uhr - den Vorlauf zu überstehen.
"Und dann sehen wir weiter", sagt Urban. Sein Vater Wolfgang, wie Waldemar Poleska ein renommierter Mediziner in Krefeld, und Schwester Friederike (22), düsen am Wochenende nach Peking, derweil Jochens Mutter Monika Urban daheim die Stellung hält. Auch Walter Jansen, Vorsitzender des Ruderclubs von der Bataverstraße, sitzt live an der Strecke und feuert das Aushängeschild des Vereins an.
Als Erste des Krefelder Sextetts geht Juliane Schenk am Samstag in den Kampf - Damen-Badminton, 1. Runde. Beginn 3 Uhr. Spiele für Frühaufsteher eben - und noch weiß keiner so recht, was einen erwartet.