Tennis: Die nächste deftige Schlappe
1:5 – Blau-Weiß verliert gegen Halle unter Wert. Am kommenden Sonntag kommt Etuf Essen zur Hüttenallee.
Krefeld. Es ist kaum zu fassen: Da stellt sich im Krefelder Stadtwald ein Tennis-Quartett vor, das in der aktuellen ATP-Weltrangliste zu den Top 150 gehört, und doch nimmt die Krefelder Tennisszene kaum Notiz.
Der Franzose Marc Gicquel (ATP 53), die Spanier Santiago Ventura (ATP 88) und Oscar Hernandez (ATP107) und der Brasilianer Franco Ferreiro (ATP149) gaben gestern zur Bundesliga-Heimpremiere des HTC Blau-Weiß Krefeld ihre Visitenkarte im Stadtwald ab, aber lediglich 700 Tennisfans fanden den Weg zur Hüttenallee. Zur Erinnerung: Auch ein Rainer Schüttler, Halbfinalist beim gerade zu Ende gegangenen Wimbledon-Turnier, steht "nur" auf Rang 94 der ATP-Rangliste.
"Wir haben doch Weltklassespieler hier", sagte Teamchef Olaf Merkel enttäuscht. Das konnte er nach der Partie erst recht sein. Denn erneut setzte es für das Krefelder Team eine herbe Schlappe. Nach dem 0:6 zum Saisonauftakt gegen Aachen hieß es gegen Blau-Weiss Halle gestern 1:5.
Wo wollen die rund 10000 Krefelder Tennisspieler in den 25 Vereinen denn noch besseres Tennis im Umkreis sehen? Die treuen Fans, die gestern die vier Einzel und zwei Doppel genießen durften, gingen jedenfalls begeistert nach Hause. Außerdem: Der Eintritt für Erwachsene kostet lediglich zehn Euro. Geboten werden dafür mehr als sechs Stunden Bundesliga, und die Jugend kann sogar kostenlos zuschauen.
Der für Krefeld spielende Argentinier Christian Villagran (ATP-204) zeigte gegen den um 120 Plätze besser platzierten Spanier Santiago Ventura ein beherztes Spiel. Im ersten Satz hatte er zwar nicht viel zu bestellen, kämpfte aber im zweiten Durchgang seinen Gegner nieder. Im Champions-Tiebreak folgte ein ständiges Auf und Ab, die Akteure gingen durch ein Wechselbad der Gefühle. Letztlich hatte Ventura beim 10:8 das glücklichere Ende für sich.
Ebenfalls erst im Match-Tiebreak setzte sich Oscar Hernandez (Halle) gegen den zweiten Krefelder Zugang Juan-Martin Aranguren mit 10:5 durch. Auch da war durchaus ein Sieg des Spaniers für die Gastgeber drin: Sieg und Niederlage hingen am seidenen Faden.
Auf Platz vier gab es derweil Tennis vom Feinsten zwischen Dennis van Scheppingen aus den Niederlanden und dem Österreicher Werner Eschauer. Ein Genuss für die Tennis-Ästheten war dieses Spiel der langen Ballwechsel: Van Scheppingen siegte und hielt Krefeld damit erst einmal noch in der Partie.
Im Spitzenspiel bekamen die Besucher einen tollen Schlagabtausch zwischen Franco Ferreiro und Marc Gicquel zu sehen. Begeisternde Ballwechsel prägten die zwei Sätze, in denen der französische Gast bei den wichtigen Bällen ein wenig mehr Fortune hatte und zweimal im Tie-Break gewann.
Auch in den Doppeln schenkten sich die Kontrahenten auf der roten Asche nichts und boten den Fans über weite Strecken tolle Ballwechsel. Und wieder hatten die Gäste dabei jeweils das bessere Ende für sich.