Pläne „10+1 Bäume“: Mahnmal für die Opfer des NSU soll in Fischeln entstehen

Krefeld · Gedenkstätte im Grünzug in der Nähe der K-Bahn als Signal gegen rechte Gewalt

Für den „Gedenkbogen“ sollen auf der einen Seite fünf Bäume parallel zum Weg und gegenüber sechs Bäume gepflanzt werden.

Foto: Stadt Krefeld

„10+1 Bäume“: In Krefeld soll eine Gedenkstätte für die zehn zwischen 2000 und 2007 ermordeten Opfer des NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) und ein Mahnmal gegen Rassismus errichtet werden. Konkret sollen an dem Grünzug Fischelner Wiese an der Wilhelmstraße (Grünanlage Nerenbroicker Weg) elf Eisenholzbäume (Parrotia persica) mit auffälligen orangeroten Blütenblättern gepflanzt werden. Die Stadt will dafür bis zu 50 000 Euro bereitstellen. Am vergangenen Mittwoch stellte die Stadtverwaltung die Pläne im Integrationsausschuss vor, der sie mit großer Mehrheit begrüßte. Nächste Woche sind sie Thema in der Bezirksvertretung Fischeln, ehe der Stadtrat am 12. Dezember final entscheidet.

Um in dem bei Fußgängern und Radfahrern beliebten Grünstreifen zwischen den Haltestellen Königshof und Fischeln der U76 einen besonderen Ort entstehen zu lassen, soll das Mahnmal als „Gedenkbogen“ gestaltet werden. Dazu werden fünf Bäume parallel zum Weg gepflanzt und bilden eine Allee. Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine abgerundete Fläche aus wassergebundener Decke (sandfarben) vorgesehen, die von sechs  Bäumen umrahmt wird. Mittig wird als Skulptur eine lange Bank mit integrierter Gedenktafel angeordnet, ein Ort, um zur Ruhe zu kommen.

Sieben andere Standorte waren geprüft und verworfen worden

In der Ausführung soll die Gedenktafel in die Bankskulptur integriert werden, wahrscheinlich als Edelstahl-Platte auf dem Betonsockel. Möglich aber wäre auch eine Gravur direkt in den Stein, so die Stadtverwaltung, das hänge von der Länge des endgültigen Textes ab.

Die Namen der Opfer werden in den Randsteinen graviert und jeweils einem Baum zugeordnet sein. Falls das Budget es zulässt, könnten Bodenleuchten entlang des Weges die Gedenkstätte zusätzlich betonen.

Auch wenn unter den Opfern keine Krefelder waren, soll somit auch hier an die Anschläge und Morde der rechtsextremistischen NSU erinnert werden. Zwischen 2000 und 2006 ermordete die Gruppe neun Menschen mit Migrationshintergrund und 2007 einen Polizisten. Der elfte Baum steht für alle weiteren unbekannten Opfer rassistischer Angriffe. Die Kampagne ins Leben rief der Landesintegrationsrat Nordrhein-Westfalen 2020, nachdem mehrfach wie etwa in Zwickau Erinnerungsstätten für die NSU-Opfer geschändet oder zerstört worden waren. Eine ganze Reihe von Städten wie Aachen, Köln, Dormagen, Eschweiler oder Voerde haben die Aktion bereits umgesetzt, durchaus nicht immer auf die gleiche Weise. Im Düsseldorfer Nordpark wurden beispielsweise elf verschiedene Bäume an der Erinnerungsstelle gepflanzt, was für die Individualität der Getöteten stehen soll.

In Krefeld wurde im Dezember 2022 eine Projektgruppe mit fünf Mitgliedern des Integrationsausschusses gegründet. Zunächst wurden fünf Standorte im innenstadtnahen Bereich in einem mehrstufigen Verfahren geprüft, dann noch zwei weitere Alternativen. So wünschte es sich der Integrationsausschuss seinerzeit und auch in der jüngsten Sitzung letzte Woche gab es einzelne Stimmen, die statt Fischeln lieber einen Standort in der Innenstadt oder der unmittelbaren Umgebung gesehen hätten.

Doch aufgrund unterschiedlicher Faktoren kam im Ergebnis keiner der  sieben Standorte in Frage, erläutert die Stadt in der Beschlussvorlage. Am Ende überzeugte nur der von der Stadt von Anfang an vorgeschlagene Standort in Fischeln. Er ist gut frequentiert, gut sichtbar und erreichbar, heißt es in der Begründung. So sieht es auch Grünen-Bürgermeister Karsten Ludwig: „Wir waren von Anfang an für diesen Ort in dem Grünzug, weil der Standort gut geeignet ist, es muss nicht immer das Zentrum sein.“

Das Mahnmal soll auch ein Appell an die Bürger sein, sich gegen rechte Hasspropaganda und Gewalt in unserer Gesellschaft zu engagieren.