Auf dem Prüfstand Marketingexperten loben Krefelder Weihnachtsmarkt

Krefeld · Experten für das Stadtmarketing treffen sich zu einer Vorstandssitzung in Krefeld. Sind die Weihnachtsmärkte austauschbar? Was hat der Weihnachtsmarkt mit unserer Stadt zu tun?“ Wollen die Leute etwas anderes? Diese Fragen beschäftigt die Experten.

 Stimmungsvoll präsentiert sich der Weihnachtsmarkt neben der Dionysiuskirche. 

Stimmungsvoll präsentiert sich der Weihnachtsmarkt neben der Dionysiuskirche. 

Foto: Lothar Strücken

Weihnachten und seine Märkte. Dieser Tage schlenderten die nach Krefeld gereisten Vorstandsmitglieder der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland (BCSD) hinaus in Wind und Wetter. Auf den Weihnachtsmarkt an der Dionysiuskirche denn die Begutachtung des Weihnachtsmarkts Made in Krefeld Special steht auf ihrem Programm. Uli Cloos, Mitglied im Vorstand der BCSD, hatte dazu im Rahmen einer Vorstandstagung eingeladen.

Bernadette Spinnen, Bundesvorsitzende der BCSD, hinterfragt die eingefahrenen Weisen, in denen sich die Weihnachtsmärkte in den deutschen Städten präsentieren: „Ist es eigentlich richtig, es immer so wie sonst auch zu machen? Oder wollen die Leute etwas anderes? Sind die Weihnachtsmärkte nicht alle austauschbar? Was hat der Weihnachtsmarkt mit unserer Stadt zu tun?“ Und sie findet anerkennende Worte für den an der Dionysiuskirche: „Das ist hier ein ambitionierter Versuch, den Weihnachtsmarkt gegen den Strich zu bürsten. In seiner kompletten Anmutung und in dem Verzicht auf die übliche Dekoration. Heißt das auch, dass wir auf Gemütlichkeit verzichten?“

„Es ist interessant, wie die Stadt Design und Bauhaus verbindet“

Das Konzept des Krefelder Marktes beurteilt der Vorstandskollege Norbert Käthler von Trier Tourismus und Marketing: „Es ist interessant, wie die Stadt Krefeld Design und Bauhaus verbindet und einen Platz als Gesamtkonzept schafft – nicht im Bauhausstil, aber am Design orientiert.“ Neben dem Aspekt einer konsequenten Gestaltung, die an künstlerische Traditionen in der Stadt anknüpft, sieht Cloos aber auch die Aufgabe des Weihnachtsmarktes, grundlegende Erwartungen der Besucher an einen solchen Ort zu erfüllen.

„Wir müssen einen emotionalen Rahmen bieten, aber wir übertreiben es nicht mit der weihnachtlichen Symbolik. Das spiegelt sich in der Hüttengestaltung, aber auch im Angebot wider,“ sagt Cloos. „Die Resonanz ist positiv.“ Die ausgewogenen Anteile von Händler und Gastronomen hat das Krefelder Stadtmarketing bei seinem „Kuratieren“ im Blick. Die Vertreterinnen und Vertreter des kreativen Kunsthandwerks „Made in Krefeld“ sollen bei diesem Konzept nicht nur die Verlängerung der Außengastronomie mit schön anzuschauenden Hütten und Angeboten sein.

Dieser Aspekt überzeugt die Bundesvorsitzende und hat sie auch ganz gegen ihre Gepflogenheiten schon zum Geld ausgeben motiviert. „Normalerweise kaufe ich auf Weihnachtsmärkten nichts – aber hier! Ich finde es gut, dass die Händler Geschichten zu ihren Produkten erzählen können.“

Man kann die Hütten auch nur für eine Woche mieten

Bei dem Konzept des Krefelder Marktes sind die Kunsthandwerker und Künstler nicht verpflichtet, für die Dauer der gesamten Zeit eine Hütte zu mieten. Die Kuratoren des Markts bieten die Möglichkeit, nur für eine Woche oder auch sogar nur ein Wochenende präsent zu sein. Das lässt sich für viele auch mit ihrem sonstigen Arbeitsalltag und familiären Situationen vereinen. Für die Besucher bedeutet dies eine größere und immer wieder leicht wechselnde Auswahl, was sich in häufigeren Abstechern zum Markt niederschlagen kann – wovon letztendlich auch die gastronomischen Stände profitieren.

Das Unverwechselbare der Stadt widerspiegeln

Den Stadtmarketingexperten geht es darum herauszustellen, was hat die Stadt  anzubieten? Wie machen wir die Menschen darauf aufmerksam? Dabei haben sie keineswegs nur die Touristen im Fokus, sondern in der Form des Innenmarketings  die Bewohner der betreffenden Stadt und ihrer Umgebung.

Cloos hat den Ehrgeiz, den schlechten Stand des Krefelder Weihnachtsmarkts in einem Ranking aus den Medien zu verbessern bzw. die Position ins rechte Licht zu rücken. Cloos sagt: „Bei der Bewertung in dieser Online-Studie konnte es gar nicht um den Markt gehen, denn wir sind gar nicht online. Darum machen wir in der Hütte des Stadtmarketings eine analoge Murmelstudie. Unser Ziel ist, 1227 Murmeln in das Glas zu bekommen, denn 1226 Punkte hatte der am besten bewertete Weihnachtsmarkt in Bremen.“

Das Konzept eines Weihnachtsmarkts, der konsequent das Unverwechselbare einer Stadt, der die regionale Authentizität widerspiegelt, das scheint für die Stadtmarketingexperten ein neuer und wichtiger Schritt zu sein. „So konsequent wie hier habe ich das noch nicht gesehen,“ sagt Spinnen, die Bundesvorsitzende der BCSD, anerkennend.