Krankenhaus Maria-Hilf Schilddrüsen-OP durchs „Schlüsselloch“
Krefeld · Am Maria-Hilf in Krefeld operiert Dr. Elias Karakas nach einer neuen Methode, an deren Entwicklung er großen Anteil hatte. Sie verhindert störende Narben am Hals.
Dr. Elias Karaka betont es gleich zu Beginn des Gespräches: „Ich bin nicht der Erfinder dieser Technik.“ Doch an der Entwicklung einer ganz besonderen Operationsmethode der Schilddrüse hat der Chirurg im Alexianer-Krankenhaus Maria-Hilf in Krefeld einen gehörigen Anteil. Das Ganze sei vom Ursprung her „Made in Germany“, wie der Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Endokrine Chirurgie lächelnd erklärt.
Doch der Reihe nach: Anfang 2007 entstand in Deutschland die Idee, Operationen an der Schilddrüse nicht mehr herkömmlich über einen Halsschnitt, sondern über den Mund vorzunehmen. Der Vorteil: Auf diesem Weg sind keine störenden Narben mehr am Hals zu sehen – also im direkten Sichtbereich. Zwei Arbeitsgruppen von Ärzten beschäftigen sich damit, einer davon – nämlich im Marburg – gehörte damals Dr. Karakas an.
Methode wanderte nach Thailand – und dann wieder zurück
Nach längeren Forschungsarbeiten, bei denen nach Versuchen an Verstorbenen unter anderem zehn Schweine operiert wurden, folgten in Marburg bis 2012 fünf Operationen an Menschen. „Die Technik war aber noch nicht optimal“, räumt der Privatdozent ein. Zwar verliefen die minimal invasiven Eingriffe – also die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie - problemlos und die Wundheilung ebenso. Aber der kleine Schnitt unterhalb der Zunge sorgte für starke Schmerzen. Das Ergebnis der Forschung wurde publiziert, die Methode in Marburg jedoch nicht weiterentwickelt.
Über die Publikation wurden aber Ärzte in Asien auf das Thema aufmerksam. Denn dort führen Operationen nach Auskunft des Krefelder Chirurgen sehr viel häufiger zu hässlichen Narbenbildungen. Insbesondere ein Arzt aus Thailand griff daher die Methode auf und entwickelte sie weiter. Er begann damit, die Schilddrüse über drei Millimeter große Zugänge zwischen Unterkiefer und Unterlippe zu operieren. Mit Erfolg: Mittlerweile hat Dr. Angkoon Anuwong mehr als 1300 Operationen auf diese Weise durchgeführt. Nennenswerte Komplikationen habe es dabei nicht gegeben.
Die erste OP in Deutschland
gab es 2017 in Krefeld
Der Erfolg des Arztes aus Thailand sprach sich auch bei seinen Kollegen in Deutschland herum. Und so kam die neue OP-Methode wieder zu Dr. Karakas zurück. Der Schilddrüsen-Spezialist war mittlerweile Chefarzt in Krefeld geworden. Gemeinsam mit seinem Wiener Kollegen Dr. Günther Klein und Dr. Anuwong holte die „Transorale Endoskopische Operation über den vestibulären Zugang“, wie sie in der schönsten Fachsprache heißt, zurück in den deutschsprachigen Raum. Am 9. Oktober 2017 wurde die erste OP dieser Art in Deutschland am Krankenhaus Maria-Hilf durchgeführt.
Mittlerweile hat Dr. Karakas 40 Patienten – 37 Frauen, drei Männer – entsprechend behandelt. So unter anderem auch die Kölnerin Sandra Koberstein. Sie war über das Internet auf den Krefelder Chirurgen aufmerksam geworden, nachdem sie von ihrem Arzt erfahren hatte, dass sie an der Schilddrüse operiert werden muss. „Den Gedanken an einen Schnitt am Hals fand ich fürchterlich“, erinnert sie sich. Sie machte einen Termin bei Dr. Karakas aus, der ihr erklärte, dass es er die konventionelle Operation oder eine andere Methode anwenden könne. Doch noch ehe er die andere Methode weiter erläutern konnte, stand für die Kölnerin schon fest: „Ich nehme das oder….“
Im vergangenen Frühling war die Operation. Schon zwei Tage später ging Sandra Koberstein wieder nach Hause. „Es war die richtige Entscheidung. Ich bin total happy mit dem Ergebnis“, blickt sie heute zurück. In keinem Moment habe sie Zweifel an dieser relativ neuen Technik gehabt. „Wenn es experimentell wäre, würde ich es auch nicht machen“, hebt der Chirurg hervor. Die Methode sei sicher, das kosmetische Ergebnis optimal. Der Operateur brauche allerdings Erfahrung mit der Technik, weshalb sich OP-Kurse für Chirurgen oder Hospitationen anböten, so Karakas.
Alle Operationen an der Schilddrüse sind mit der Methode derzeit aber noch nicht möglich: Da die Zugänge sehr klein sind, können zum Beispiel bösartige Tumore dadurch nicht entfernt werden. In solchen Fällen greift Elias Karakas nach wie vor auf den konventionellen Halsschnitt zurück. Es werde aber daran geforscht, solche Faktoren weiter zu minimieren, berichtet der Chirurg.