Porträt Martin Reyer - sein Herz schlägt für Hüls

Bald ein Jahr ist Martin Reyer Vorsitzender der SPD Hüls. Mit der WZ sprach er über das Burgfest, Tempo 30 und die Freundschaft zu Hans Butzen.

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Hüls. Wer ist Martin Reyer? Seit April 2016 ist er Vorsitzender der SPD Hüls, scheint aber im Schatten des allgegenwärtigen SPD-Ortsvorstehers Hans Butzen zu stehen. Die WZ lud er ein auf eine Tasse Kaffee und zum Gespräch in sein Hülser Einfamilienreihenhaus.

Geboren ist Reyer in Dessau, 46 Jahre alt, Familienvater, Elektriker und Betriebsrat am Helios Cäcilien-Hospital Hüls, an dem er auch seine Frau kennengelernt hat. Mit ihr zusammen stellte der begeisterte Karnevalist 2012 das Hülser Prinzenpaar — „eine Riesenehre“, sagt er.

Der 46-Jährige ist ein Mann, den man als bodenständig im besten Sinn bezeichnen kann. Wichtig ist ihm sein großer Freundeskreis, relaxen kann er beim Hobbyfußball und bei der Borussia in Mönchengladbach. Schnell wird auch klar, dass sein Herz für Hüls schlägt. „Die Hülser sind nette Menschen“, davon ist er überzeugt. „Hier lässt es sich stadtnah gut leben“, darüber ist er sich mit Ehefrau Susanne einig.

Politisch aktiv war Reyer schon in der ehemaligen DDR, als er an den Montagsdemonstrationen teilnahm. „Mit der friedlichen Revolution ist ein Traum für mich in Erfüllung gegangen“, sagt er. Er ist davon überzeugt, dass Deutschland „die beste Demokratie der Welt“ habe. Die Motivation, in Krefeld politisch aktiv zu werden, sei über seine Funktion als Betriebsrat bei den damaligen Städtischen Krankenanstalten entstanden, als deren Übernahme durch Helios anstand. Er wollte zu einem geordneten Übergang beitragen. „Wenn ich schon immer SPD wähle, kann ich auch in die Partei eintreten“, sagte er sich 2006 und ist stolz auf sein Parteibuch.

Reyer will Ratsherr werden und den Verkehr in Hüls verlangsamen

Im vergangenen Jahr hat die SPD in Hüls einen Generationswechsel eingeleitet. Reyer wurde zum Vorsitzenden und Oliver Schöneberg zu seinem Stellvertreter ernannt. Sie folgten auf Martin Lothmann und Hans Butzen, der Ortsvorsteher ist, und für den Wahlkreis Hüls-Süd als Ratsherr nachrückte. Butzen ist im Ortsteil stets in aller Munde, wenn es um Problemlösungen geht. Wie steht es um das Verhältnis zwischen Reyer und Butzen? „Ich übernehme gerne Verantwortung“, sagt Reyer. „Ich bin mit Hans befreundet und ihm dankbar dafür, dass er mich fördert. Sein Rat ist für mich und für Hüls wichtig. Er ist einer der fleißigsten Menschen, die ich kenne“, lobt er. Das bedeute aber nicht, dass man in der Sache ausschließlich einer Meinung sei. Dann werde ein Konsens im Sinne der besten Lösung für Hüls gesucht.

Reyer ist ehrgeizig: „Klar will ich Ratsherr werden, ich kandidiere für Hüls-Nord.“ Auf der alten Reserveliste steht er auf Platz 2. Der 46-Jährige hat klare Vorstellungen, zum Beispiel zur Verkehrssituation im Ort: „Die Leidener Straße ist mir ein Dorn im Auge“. Durch die stark befahrene Nebenstraße, die von Schülern überquert wird, werde schon immer gerast. Deshalb setzt er sich für Tempo 30 in allen vergleichbaren Straßen von Hüls ein sowie für den weiteren Ausbau der Fahrradwege wie in der Kempener Straße. Langfristig wünscht er sich auch eine Umgestaltung des Hülser Bahnhofs zum Umsteigebahnhof, bis zu dem auch die Straßenbahn fahren soll.

Wichtiger sind ihm aber zunächst aktuell anstehenden Projekte: Da ist einmal das Freibad, das aus der Sportpauschale 90 000 Euro für die dringende Renovierung erhält. Und die Sanierung des Festplatzes steht an. Entgegen der von der Verwaltung präferierten Variante mit 74 PKW-Stellplätzen votierten SPD, FDP und Grüne für die Variante mit 82 Autostellplätzen und getrennter Ein- und Ausfahrt. Die Bürgeranhörung ist für Mai geplant.

Differenzen gibt es mit der Jungen Union Hüls-Nord über die Finanzierung der maroden Burgbrücke. Die JU wirft Reyer vor, er fordere vom Hülser SV als Betreiber des Burgfestes eine Beteiligung an den Kosten zur Verbreiterung der Brücke. Die Wirtschaftlichkeit und der Fortbestand des Festes seien laut HSV nur über eine breitere Brücke sichergestellt. Damit könnten 2400 statt 1400 Besucher den Innenhof erreichen und im Notfall verlassen.

Sein Wunsch: eine Säuglingsstation im Stadtteil

Reyer steht zu seiner Aussage, dass die schmalere Brücke an 364 Tagen im Jahr ausreiche und nur zum Burgfest eine höhere Kapazität benötige. Der HSV solle über eine Alternative nachdenken. Es müsse ja nicht unbedingt eine teure breitere Brücke sein, eventuell genüge auch eine Schwimmbrücke, die für diesen Tag gemietet würde und als weiterer Fluchtweg diene. Wichtiger sei, dass die von SPD und Stadtverwaltung beantragten Sanierungsmittel von 40 000 Euro noch in diesem Jahr eingesetzt werden und nicht wegen des Burgfestes die ganze Finanzierung der Brücke platze.

„Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir in Hüls wieder eine Säuglingsstation wünschen, damit Kinder auch hier geboren werden“, sagt Reyer, wohlwissend, dass sein Arbeitgeber Helios darauf aus Kostengründen kaum eingehen wird. „Träumen darf man ja mal“, sagt er.