Maskierte Männer gegen Zwangsprostitution

Krefelder Initiative sammelt allein am Samstag 1650 Unterschriften für eine Gesetzesänderung.

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Krefeld. Die Blicke der Passanten wechseln von Belustigung in Betroffenheit, sobald sie erkannt haben, dass die jungen Frauen mit den traurigen Augen im Einkaufswagen kein PR-Gag sind. Sie stehen für ein erstes Thema: den Verkauf von Frauen im Zuge der Zwangsprostitution. Die Initiative Krefelder Bürger und Bürgerinnen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution hat die Aktion am Samstag in der Innenstadt gestartet und in kurzer Zeit 1650 Unterschriften gesammelt.

Franziska Feldhoff ist eine der Unterzeichnerinnen. „Mir ist schon lange bewusst, dass über den Menschenhandel Stillschweigen bewahrt wird. Daran denkt man in Deutschland nicht. Es ist gut, dass es eine Organisation gibt, die auf die Straße geht“, erklärt sie. Ob ihre Unterschrift viel verändere, weiß sie nicht. „Aber es muss ein Anfang gemacht werden. Vielleicht kann ich dazu beitragen, dass etwas ins Rollen gebracht wird.“

Passantin Denise Hochheim sagt, dass über vieles nicht gesprochen werde, auch nicht über Menschen, die verkauft würden. „Es ist ein rein menschliches Thema, wie mit Frauen und Kindern umgegangen wird. Das Mindeste, was ich geben kann, ist meine Unterschrift.“

Walter Voß unterschreibt auch. „Die Zwangsprostitution ist nicht okay. Das geht gegen jede Menschenwürde.“ Weiter sagt er: „Dass es das älteste Gewerbe der Welt geben kann für Männer, die keine Frau bekommen, um tätliche Übergriffe zu vermeiden.“

Erwin Kaltenbacher und Ute Horn von der Initiative erklären, dass ihr Bewusstsein für die Zwangsprostitution durch die Vorgänge auf der Neuen Ritterstraße geweckt worden ist. „Wir waren entsetzt, als wir sahen, was dort los war.“ Sie sind über den großen Zuspruch in der Bevölkerung erfreut. „Die Unterschriftenlisten werden wir Mittwoch an die Mitglieder der Bundesregierung und des Bundestages richten. Wir fordern sie auf, das aktuelle Prostitutionsgesetz — welches das liberalste in ganz Europa ist — schnellstmöglich zu korrigieren, damit Zwangsprostitution in unserem Land nicht länger möglich ist.“ Forderungen sind unter anderem: Genehmigungspflicht von Bordellen jedweder Art. Keine Prostitution unter 21 Jahren. Verbot von Sexwerbung in der Öffentlichkeit.

Derweil ziehen ein halbes Dutzend maskierte und schwarz gekleidete Männer mit ihren Einkaufswagen über die Hochstraße. Mark Yahya schiebt seine Frau Karo. „Zum Verkauf“ steht an den Gittern. „Die Leute lachen zuerst, wenn sie uns sehen. Einer hat gefragt, was ich koste. Doch dann verändert sich der Blick. Viele wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.“

Die Initiative hatte schon vor diesem Samstag rund 350 Unterschriften gesammelt. So können sie nun am Mittwoch über 2000 Stimmen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution nach Berlin schicken.