Mediothek: Sorge um Spar-Szenarien

Wenn die Uerdinger Bücherei geöffnet bleibt, zahlt die Hauptstelle vermutlich die Zeche.

Krefeld. Wer Bücher liebt, wird niemals die Schließung einer Bibliothek fordern. Das gilt für Mediotheks-Chef Helmut Schroers, für seine Stellvertreterin Evelyn Buchholtz und für die Freunde und Förderer des Instituts, die sich ehrenamtlich engagieren.

Bei ihrer Mitgliederversammlung am Donnerstagabend wurde gleichwohl ein Konflikt deutlich, der am Ende nur eine Lösung kennen könnte: Um die Mediothek zu erhalten, muss die Nebenstelle schließen. „Wir sind für den Erhalt der Bücherei in Uerdingen“, formuliert Helke Bommers, langjährige Vorsitzende des Fördervereins. „Aber nicht auf Kosten der Hauptstelle.“

Schon vor zwei Jahren hatte der Jubel über die Rettung der Uerdinger Bücherei für lange Gesichter am Theaterplatz gesorgt. Denn die 50 000 Euro, die eine Schließung eingebracht hätte, musste nun die Mediothek einsparen. „Ich fürchte, dass der Automatismus sich wiederholt“, sagt Helmut Schroers. In diesem Fall könnte er erneut für 30 000 Euro weniger einkaufen — der Etat wäre dann in zwei Jahren von 260 000 auf 180 000 Euro gesunken.

Dadurch besteht die Gefahr, dass der Bestand an Medien dramatisch abnimmt. Denn der Ankaufsetat würde laut Schroers nicht mehr ausreichen, die aufgrund von Abnutzung aussortierten Medien zu ersetzen.

Da weniger Medien wie DVDs oder CDs gekauft werden können, sinken zudem die Einnahmen. „Betriebswirtschaftlich ist es Wahnsinn, den Anschaffungssetat zu reduzieren“, sagt Schroers. Die Folge hat er bereits zu spüren bekommen. Erstmals seit 20 Jahren hatte die Mediothek 2012 keinen ausgeglichenen Haushalt.

Auch ein anderes denkbares Spar-Szenario macht den Verantwortlichen Sorgen. Denn die 30 000 Euro ließen sich auch durch den Wegfall einer pädagogischen Stelle auffangen. Betroffen wäre ausgerechnet jene Position, durch die bislang das Projekt „Lesetreppe“ betreut wurde. Die Kulturstiftung der Sparkasse gibt für das Leseförderprojekt fünf Jahre lang einen Zuschuss von 50 000 Euro pro Jahr. „Der Wegfall dieser Stelle täte dem Projekt nicht gut“, sagt Schroers.

Im Grunde freut ihn der Protest in Uerdingen. Er wünschte sich lediglich, dass „die Menschen ihre Aktivität auch dadurch ausdrücken, dass sie sich einen Leseausweis holen“. Bislang bleibt dieser Effekt aus: Auch nach den Protesten sind die Leserzahlen weiter gesunken.