Hundestaffel Menschenretter auf der Suche in den Trümmern
Mitglieder der Freien Rettungshundestaffel Krefeld proben am abgerissenen Sparkassen-Gebäude den Ernstfall.
Krefeld. Tonnen von Schutt. Gefährlich herausragende Eisenstücke. Eine unübersichtliche Einsatzlage. Mitten in den Trümmern liegen irgendwo noch verschüttete Personen. Wie viele es sind? Unklar. Ob sie noch leben? Ungewiss. Es geht um jede Sekunde. Die Verschütteten müssen schnellstmöglich gefunden werden. Jede Minute zählt. Deshalb wird die Freie Rettungshundestaffel Krefeld zur St.-Anton-Straße gerufen.
Einsatzleiterin Sabine Mohren von der Rettungshundestaffel hat sich dieses Szenario ausgedacht. Zusammen mit Rettungshundeausbilder Ulf Tabbert lässt sie die Mitglieder ihrer Rettungsstaffel gleich hintereinander weg in den Trümmern des abgerissenen Sparkassen-Gebäudes.
Mit Unterstützung der Berufsfeuerwehr Krefeld, die die Retterteams, jeweils bestehend aus einem Menschen und einem Hund, nacheinander mit dem Korb am Ende einer Drehleiter von der Straße aus in das Trümmergebiet herablässt. „Diese realistischen Übungsszenarien sind für uns von unschätzbarem Wert für die Ausbildung von Hund und Mensch“, sagt Sabine Mohren. Die Übung erscheint so realistisch, dass die Teams beide beim Einstieg in den Feuerwehr-Korb teilweise relativ nervös sind.
Während die Hunde gegen die Nervosität mal an einer Tube Leberwurst lecken dürfen, müssen die menschlichen Retter sich selber beruhigen. Hovawart Henry und Retterin Sabine Wahl sind das erste Pärchen, das unten angekommen nach der vermissten Person suchen muss.
Das Kommando für Henry lautet: „Such und hilf!“ — ab von der Leine sucht Henry sofort nach einer menschlichen Fährte und verlässt sich dabei ganz auf seine Spürnase. „Es ist ein erfahrener Rettungshund“, sagt Ulf Tabbert. Keine 20 Sekunden später hat der Hovawart die vermisste Person auch schon gefunden. Mit lautem Gebell zeigt der Hund an, eine Person gefunden zu haben. Er wartet so lange am Fundort, bis Sabine Wahl ihn entlohnt.
Als nächstes ist Britta Reitz mit Strobel Joe an der Reihe. Der Hund ist noch jung, verdrückt rund ein Drittel der Leberwurst-Tube gegen die Nervosität auf der Fahrt mit dem Korb nach unten. Joe soll eigentlich gar nicht nach der vermissten Person suchen, sondern lediglich die Real-Erfahrung in den Trümmern mit Ein- und Ausstieg aus dem Korb machen. Dann bekommt er aber doch seinen Befehl und findet wie selbstverständlich das vermeintliche Unfallopfer. „Ich bin stolz auf ihn, er steckt ja noch in der Ausbildung“, sagt Britta Reitz.
Zwei bis drei Einsätze pro Jahr hat die Freie Rettungshundestaffel Krefeld. Meistens geht es dabei um das Auffinden von vermissten Personen. Diesen Job übernehmen Mantrailer-Hunde. Am Sparkassen-Gebäude suchen als Flächensuchhunde ausgebildete Vierbeiner nach den Verschütteten. Doch kommen solche Unfallszenarien in unserer Region überhaupt vor?
„Ja“, erklärt Sabine Mohren und verweist auf den Einsturz des historischen Stadtarchivs in Köln im März 2009. Damit die ehrenamtlichen Retter für solche Ernstfälle gerüstet sind, sind Trainingsszenarien wie an der St.-Anton-Straße unerlässlich. Alle Infos zur Freien Hunderettungsstaffel unter: rettungshunde-krefeld.de