Wohlfahrtsverband Menschlichkeit ist für Rot-Kreuz-Mitarbeiter oberstes Gebot

Seit 50 Jahren bestimmen sieben Grundsätze die Arbeit des DRK. Allein beim Thema Flüchtlinge sind sie aktueller denn je.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Das DRK als Marke ist weltweit bekannt. Laut Studie kommt sie direkt an zweiter Stelle hinter Coca Cola. „Doch was wir alles machen, ist kaum bekannt“, sagt Kreisgeschäftsführerin Sabine Hilcker. Am Dienstagabend war das DRK in Krefeld sofort mit Personal und Ausstattung zur Stelle, um zusammen mit der Stadt die Turnhalle Glockenspitz für die erst wenige Stunden vorher angekündigten 150 Flüchtlinge herzurichten.

Die sieben Grundsätze des Deutschen Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes sind die Basis des Handelns aller Rotkreuzler. Und das seit 50 Jahren. Sie lauten Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität. „Aus diesen Ideen leiten in unserer Arbeit in Krefeld junge Menschen zu einem offenen und vorurteilsfreien Denken an“, sagt die Kreisgeschäftsführerin. Für sie persönlich hat das Prinzip der Menschlichkeit das stärkste Gewicht.

„Wir alle haben ja im Moment den Eindruck, dass nach einer relativ friedlichen Phase derzeit Extremismus, Intoleranz und Feindschaft gegenüber Anderen, Gewalt und Ausgrenzung wieder verstärkt oder in neuer Form auftritt.“ Weltweit, aber auch hier in Deutschland. Wer sich wie das DRK mit den Schicksalen befasse, die die Flüchtlinge erzählen, der könne ihrer Meinung nach nicht gleichgültig gegenüber Menschen bleiben, die in abgewrackten Schiffen oder über Land durch Kriegsgebiete wie das des Islamischen Staates den Weg zu uns suchen.

Trotz dieser Anteilnahme verhalte sich das DRK gemäß des dritten Grundsatzes neutral. „Deshalb sind unsere Helfer auch in Kriegsgebieten akzeptiert und dürfen selbst in Gefangenenlagern Briefe entgegennehmen und an die Angehörigen weiterleiten.“

Nicht nur im Ausland, auch in Krefeld unterstützt das DRK Flüchtlinge. So die Menschen, die derzeit in verschiedenen Turnhallen in der Stadt untergebracht sind. Neben dem Mobiliar, bieten sie den Bewohnern Gespräche an und bringen ihnen Bekleidung und Textilien aus der eigenen Kleiderkammer vorbei, je nach Bedarf.

Möglich wird dieses umfangreiche Engagement durch Spenden, ehrenamtliche Arbeit und Einnahmen unter anderem aus dem eigenen Blutspendedienst, die wieder zurück in die Wohlfahrtsarbeit fließen. „Wir dürfen die erwirtschafteten Gewinne nicht behalten“, erklärt Sabine Hilcker. Das gehe zurück auf den Grundsatz der Freiwilligkeit: „Wir arbeiten rund um die Uhr, aber nicht in die eigene Tasche.“ In ihren Augen ist das ein kleiner Beitrag für die Menschlichkeit, an dem jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten beteiligen könne.

Dennoch bereitet der Kreisgeschäftsführerin Sorge, dass die Spenden ebenso wie das ehrenamtliche Engagement zusehends zurückgehen. Hatte der DRK-Kreisverband vor zehn Jahren noch 8000 Fördermitgliedern, so seien es heute nur noch die Hälfte.

Deshalb müsse der DRK-Vorstand über Perspektiven für die nächsten fünf Jahre nachdenken und prüfen, welche kostenlosen Angebote auch künftig noch möglich sind. Beispielsweise das Mütter-Café in Uerdingen oder das Seniorencafé im Burchartzhof am vorletzten Donnerstag im Monat.

Derzeit weiß Sabine Hilcker noch nicht, wie sie die Finanzierung eines dringend benötigten neuen Rettungswagen hinbekommt. Der letzte ist bei einem Transport nach Hannover liegengeblieben. Früher hätte sie die rund 80 000 Euro aus Fördermitteln generiert. Jetzt hofft sie im Stillen auf Unterstützung von den Krefelder oder einen gut erhaltenen gebrauchten Rettungswagen, der ihr angeboten wird. Ganz im Sinne der Menschlichkeit.