Mit dem Motorrad auf Hochzeitsreise ans Nordkap

Silke und Jan Neumann sind keine Saisonfahrer. Mit ihren Enduros „Pet“ und „Flöckchen“ fuhren sie drei Wochen durch hohen Schnee. Bald geht es auf Weltreise.

Das offizielle Hochzeitsfoto des Paares.

Wenn das Thermometer fast 37 Grad unter Null anzeigt, sorgen auch beheizbare Westen, Schuhe und Handschuhe nicht mehr für wohlige Wärme. Diese Technik für Motorradfahrer „schützt dann nur noch vor dem Erfrieren“, sagt Silke Neumann. Die 41-Jährige muss es wissen. Mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Jan hat sie im vergangenen Winter eine Zweirad-Tour von Helsinki bis zum Nordkap unternommen. Es war die Hochzeitsreise des Elfrather Paares.

3500 Kilometer auf Spikes unterwegs.

Silke Neumann, Motorradfahrerin

Silke Neumann schreckt das Wetter nicht.

Ein YouTube-Video, mit Abenteuer-Sound unterlegt, gibt einen Eindruck von dieser „Eisreise“ zum Nordpolarmeer: fahles Licht, meterhoher Schnee, wegrutschende Reifen. „Wir mussten uns die ganze Zeit das Eis vom Helmvisier kratzen“, erzählt Silke Neumann.

Stellt sich die Frage: Warum tut man sich das an? „Es geht darum, die Herausforderung anzunehmen“, erklärt die aus Rheinland-Pfalz stammende Krefelderin. „Je schwieriger die Straßenverhältnisse, desto schöner ist es.“ Ihr Mann und sie seien keine Saisonfahrer. Die Maschinen über den Winter einzumotten, wie es Biker oftmals tun, käme für sie als Enduro-Fahrer nicht infrage.

Statt es sich zuhause am Niederrhein gemütlich zu machen, mit einer Tasse Kakao auf dem Sofa, war das Paar 3500 Kilometer auf Spikes unterwegs. Die Tour auf den beiden Enduro-Maschinen dauerte dreieinhalb Wochen. Darüber haben die Neumanns ein Buch geschrieben, das vor wenigen Wochen erschienen ist.

Silke und Jan Neumann sind, das kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, motorradverrückt. So geben sie ihren Maschinen Namen — zum Nordkap ging es auf „Pet“ und „Flöckchen“ — und fuhren beim Krefelder Standesamt standesgemäß auf zwei Rädern vor. Wenn auch in Brautkleid und Anzug.

Silke Neumann

Auch das Kennenlernen kam durch diese Leidenschaft zustande: Als die Bikerin ihren künftigen Mann bei einer Rallye überholte, war dessen Interesse geweckt. In der Männerdomäne Motorsport behauptet sich die zierliche Frau seit vielen Jahren. Im Sommer 2014, so ist in ihrem Blog zu lesen, hat sie „spontan“ eine Yamaha Ténéré für einen deutschen Reiseveranstalter aus der Mongolei nach Deutschland überführt.

Dieses Gemisch aus Benzin im Blut und Abenteuerlust hat nun dazu geführt, dass die Neumanns Krefeld bald für sehr lange Zeit den Rücken kehren werden. „Wir sind momentan dabei, unsere Wohnung aufzulösen“, sagt Silke Neumann. Am 1. März gehen sie auf große Weltreise. „Unsere Motorräder sind bereits in Bulgarien.“

Von dort aus werden sie zunächst in den Kaukasus fahren. Zur Fußballweltmeisterschaft 2018 wollen sie im Gastgeberland Russland sein. Auch der Iran ist ein festes Reiseziel.

Viele weitere Punkte auf der Weltkarte sollen folgen. „Wir planen momentan fünf bis sechs Jahre, vielleicht auch länger unterwegs zu sein“, so die freie Autorin, die das Erlebte weiterhin veröffentlichen möchte.