Arbeitsmarkt entspannt sich
Die Agentur für Arbeit zieht eine positive Jahresbilanz. Der Appell: Unternehmen sollen mehr ausbilden und qualifizieren.
„Sinkende Arbeitslosen- und steigende Beschäftigtenzahlen im Agenturbezirk bei anhaltender Nachfrage nach Fachkräften“ lautete gestern die positive Jahresbilanz des Arbeitsmarktes für 2017 von Agenturchef Dirk Strangfeld. „Mit der Entwicklung des Arbeitsmarktes in Krefeld und im Kreis Viersen sind wir zufrieden“, sagte Strangfeld, der gemeinsam mit den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses der Agentur, Ralf Sibben von der Unternehmerschaft Niederrhein und Thomas Ziegler von der DGB-Region Düsseldorf-Bergisch Land, die Daten des Arbeitsmarktes kommentierte und über Chancen und Herausforderungen für die Zukunft sprach.
Im Dezember 2017 blieb die Arbeitslosigkeit gegenüber November mit 21 805 Betroffenen stabil. Dies sind 643 Menschen oder 2,9 Prozent weniger als noch im Dezember vor einem Jahr. Auch im Jahresdurchschnitt lag die Zahl der Arbeitslosen mit 22 698 unter dem Vorjahr mit 23 396. Im vergangenen Jahr meldeten sich 50 619 Männer und Frauen arbeitslos, wogegen 51 227 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten. Speziell die Zahl jüngerer Menschen — unter 25 Jahren — ohne Arbeit konnte gegenüber dem Vorjahr um 115 auf 1549 gesenkt werden. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen lag um 191 niedriger bei derzeit insgesamt 9740.
Aktuell werden im Bezirk 6876 Männer und Frauen von der Arbeitsagentur betreut (116 mehr als im Dezember 2016) und 14 929 Arbeitslose von den Jobcentern Krefeld und Kreis Viersen (759 weniger als im Vorjahr). Das ergibt eine Arbeitslosenquote von 7,8 Prozent im Bezirk (0,3 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr). Die Quote unterscheidet sich allerdings stark je nach den regionalen Geschäftsstellen (siehe Kasten).
Dass Krefeld mit 10,1 Prozent Arbeitslosen im regionalen Vergleich wesentlich schlechter dasteht, begründet Strangfeld unter anderem damit, dass allein bei Unternehmen aus den Branchen Stahl, Metall und Elektro 600 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze verloren gingen. Ziegler dazu: „Der Großteil dieser Abgänge aus der Großindustrie entfällt auf Krefeld. Diesen Ausfall können selbst viele kleinere Unternehmen wie Handwerksbetriebe nicht kompensieren.“ Insgesamt hätten sich die sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze positiv entwickelt. Im Dezember wurde ein Zugang von 1129 Stellen verzeichnet, in der Jahressumme sogar ein Langzeithoch von 14 879 Stellen.
Im Ausblick beurteilen die Experten die Chancen für verschiedene Branchen unterschiedlich. Der Handel wird auf längere Sicht schon wegen des Online-Wettbewerbs rückläufig bewertet. Dagegen boomt die Logistik, deren Betriebe im vergangenen Jahr 800 Arbeitskräfte einstellten.
Alle Experten sind sich einig, dass der Arbeitsmarkt dank der guten wirtschaftlichen Konjunktur gut gerüstet und weiter aufnahmefähig ist. Sibben sieht die Unternehmen in der Pflicht, ihre Mitarbeiter stärker zu qualifizieren und mehr junge Menschen in Eigenregie auszubilden. „Jugendliche werden mit Kusshand genommen, weil es immer schwieriger wird, Fachkräfte zu finden“, sagt er. „Das Angebot attraktiver Ausbildungsmöglichkeiten ist umso wichtiger, weil die Schülerzahlen zurückgehen.“
Auch in Sachen flexible Arbeitsformen und -zeiten seien die Mitgliedsunternehmen der Unternehmerschaft gefordert. Ziegler verspricht sich vor allem von der Aktion „Kein Abschluss ohne Anschluss“ Impulse. Die Aktion, die von Arbeitsagentur, Unternehmen und Schulen gefördert wird, sieht die Begleitung der beruflichen Ausbildung per Partnersuche für Schüler ab Klasse 7 vor.