Mundart Matthes verlässt die Bühne
Krefeld · Manfred Coelen wird heute 80 Jahre alt und nimmt das zum Anlass, beim Pappköpp-Theater aufzuhören.
Die gute Nachricht zuerst: Manfred Coelen wird heute bei bester Gesundheit 80 Jahre alt. Die schlechte: Er hat beschlossen, sich mit seiner Stimme zum Ablauf der Spielzeit zurückzuziehen. Das Pappköpp-Theater ohne Manfred Coelen als Stimme von Matthes, den grantigen ,Pavarotti von Krützpoort`, ist kaum vorstellbar.
Matthes wird aber künftig nicht ganz ohne seinen geistigen Vater zurechtkommen müssen. Coelen: „Ich werde weiterhin Texte schreiben, wollte aber als Aktiver selbstbestimmt zurücktreten. 40 Jahre Pappköpp und 80. Geburtstag sind eine runde Sache und der richtige Zeitpunkt. Mit mir gehen zwei weitere Mitglieder des Marionetten-Theaters.“ Ralf Kochann und Christel Loss sind gemeinsam mit Coelen Strippenzieher der ersten Stunde.
Matthes’ Glückwunsch an den Jubilar ist hart aber herzlich: „Suo alt wird kin Kuh.“ Der Schwerenöter fügt dann versöhnlich hinzu: „Maak et joot. Do bös jooe minne beäste Frönd.“
Bei der Geburtstagsfeier am kommenden Wochenende wird es im Pappköpp-Theater rundgehen. „Ich habe Weggefährten aus acht Dekaden eingeladen. Natürlich kommen die Theater-Kollegen, Familie und Freunde.“
Dort schließt sich der Kreis. Denn an der Süchtelner Straße, die heute Peter-Lauten-Straße heißt, hat Coelen seine Jugend verbracht und die Pappköpp ihre Heimat in der alten Volksschule 33 gefunden. „Da habe ich 16 Semester studiert“, sagt der 79-Jährige schmunzelnd. „Ich brauchte nur über die Straße zu hüpfen.“
Den „Dunstkreis Krefelds“ habe er nie verlassen, erzählt der bodenständige Jubilar, der sich für die Pappköpp-Stöckskes auch gerne durch die WZ-Lektüre inspirieren lässt. „Ich war Messdiener und die Zeit bei den Pfadfindern hat mich geprägt. Dort lernte ich Verantwortung, Hilfsbereitschaft und Solidarität kennen und die ersten kulturellen Dinge.“
Das Schreiben wurde ihm fast in die Wiege gelegt: Bereits mit elf Jahren verfasste er seinen ersten Liebesroman unter der Überschrift „Werner und Angelika“. Sein erstes Schauspiel behandelte das Epiphaniasfest, das „Fest der Erscheinung des Herrn”. Coelen schrieb und spielte die Hauptfigur des Herodes. „Der Hang zum Theaterspielen ließ mich nicht mehr los. Die Kreativität habe ich sicherlich von meinem Vater, der Grafiker war. Ich selbst wurde Schriftsetzer und machte nach der Bundeswehr meinen Meister.“
1979 schlug die Geburtsstunde der Pappköpp im Jazzkeller. „Wir führten drei Stücke auf und hatten sofort Erfolg.“ Mit der Figur des Matthes Koerschkes ist Coelen seit 40 Jahren untrennbar verbunden. „Er darf frech sein, ich bin es nicht. Ich habe ,den Pavarotti von Krützpoort‘ zuerst mit meiner natürlichen Stimme gesprochen“, erzählt der Jubilar. „Dann war ich erkältet. Das ,Quärken’ gefiel meinen Kollegen viel besser. So ist die für Matthes‘ markante Quengelei entstanden und er quärkt jetzt auch ohne Schnupfen.“
Das finden auch die Kollegen: Manfred Coelens unverwechselbare ,Quärkstemm` war und sei für viele Besucher „das Markenzeichen der Pappköpp-Inszenierungen“. Darüber hinaus spricht er auch den Opa Angermanns. Und er habe als Autor vieler Stöckskes bewiesen, „dass sein Humor und seine Kreativität immer ein Garant für ein begeistertes Publikum waren“.
In Zukunft hat Matthes ausgequärkt. „Seine Stimme ist ganz neu besetzt“, weiß der Jubilar. „Es wird eine Spielzeit dauern, dann haben sich die Leute daran gewöhnt.“ Wer den grantigen Alten sprechen wird, bleibt noch ein Geheimnis.