Nachgehakt Nach Einsturz: Familie findet keine neue Wohnung
Bei Verwandten oder im Hotel: Seit im Mai der Boden im Badezimmer wegbrach, sucht Zeynep Semmo eine Bleibe.
Krefeld. Sie haben eine echte Odyssee hinter sich — und die ist noch nicht zu Ende. Nachdem am Abend des 30. Mai der Boden im Badezimmer ihrer Wohnung weggebrochen war, stehen Zeynep Semmo und ihre Familie auf der Straße. Einzelne Nächte konnten sie bei Geschwistern und Freunden unterkommen, seit 27. Juni hatten sie ein kleines Zimmer in einem Hotel am Bahnhof. Doch auch dieses mussten sie verlassen. Dringend suchen sie eine Wohnung — vor allem, weil Zeynep Semmo kommende Woche Vierlinge erwartet.
Es war ein großer Schreck. Am Abend des 30. Mai stürzte plötzlich der Boden im Badezimmer der Wohnung in der ersten Etage ein. Als die Feuerwehr eintraf und sich Zutritt zu den leerstehenden Wohnungen im Erdgeschoss verschaffte, stellten sie den Grund für den Einsturz fest: Alles war verschimmelt, das Haus einsturzgefährdet und unbewohnbar. Die Familie — im ersten Stock wohnte Zeynep Semmo mit ihrem fünfjährigen Sohn, in einer anderen Wohnung auf der Etage ihre Mutter Veysiye Alkishlar mit einer weiteren Tochter, Sümeye — verlor ihre Bleibe.
Zuerst übernachteten sie bei einem der Brüder in Krefeld. „Da waren wir elf Personen auf 70 Quadratmetern“, sagt Zeynep Semmo. Daher hätten sie dort nicht lange bleiben können. Die Geschwister sind über verschiedene Städte verteilt. Ein paar Nächte konnten sie in Duisburg verbringen, ein paar in Essen. „Wegen des ganzen Stresses musste ich zwischendurch auch noch ins Krankenhaus“, sagt Zeynep Semmo, die Vierlinge erwartet.
Ende Juni gab es dann einen kleinen Lichtblick. Die Versicherung der beiden Mieterinnen bezahlte zwei Hotelzimmer im Ibis Hotel. Doch auch das hielt nicht lange an. Diese Woche kündigte das Hotelmanagement an, dass es die Buchung ab dem 7. Juli nicht verlängern könne.
„Es gab ein hohes Besuchsaufkommen in den Zimmern — mehr Personen, als gebucht waren“, nennt Ben Brahim von Accor Hotels, zu denen das Hotel am Bahnhof gehört, als Grund. Zudem habe es Beschwerden von anderen Gästen gegeben, die Familie sei bis in die Abendstunden laut. „Wir haben Verständnis dafür, dass die Familie wegen des Fastenmonats einen anderen Rhythmus hat“, sagt Ben Brahim. Wegen der anderen Gäste habe man aber eine Entscheidung treffen müssen.
Einer der Besucher war Zeynep Semmos Ehemann. Der habe bei der Wohnungssuche geholfen und sich um den gemeinsamen Sohn gekümmert. Er wohnt derzeit in Bochum.
Nachdem die Familie das Hotel verlassen musste, konnte eine vom Jobcenter eingesetzte Betreuerin ein Kurzzeit-Appartement organisieren. Die Wohnungssuche geht weiter. „Das ist ziemlich schwierig. Wir brauchen Platz für zwei Erwachsenen und fünf Kinder“, sagt Zeynep Semmo. Die Auswahl an Wohnungen, die groß genug sind und im 750-Euro-Budget des Jobcenters liegen, sei nicht groß.
Die Mutter Veysiye Alkishlar hat für sich und ihre andere Tochter bereits eine Bleibe gefunden. Doch damit hören die Probleme nicht auf. „Wegen des Schimmels sind wahrscheinlich alle Möbel aus der alten Wohnung kaputt“, sagt Veysiye Alkishlar. Wessen Versicherung für den Schaden aufkommt, ist noch unklar.