Neue Partei: Hans-Olaf Henkels Ein-Mann-Show
Die Alternative für Deutschland spannt den Spitzenmanager als Zugpferd für ihr Anti-Euro-Programm ein.
Krefeld. „Mein früheres Eintreten für den Euro war der größte Fehler meiner Karriere“, gesteht Hans-Olaf Henkel bei einer Veranstaltung der Partei Alternative für Deutschland (AfD). So kennt man den Ex-Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie: als einen in vielen politischen Schlachten gestählten Medienprofi, der sich leidenschaftlich und scharfzüngig in Szene zu setzen weiß.
Nicht ohne Grund hat die AfD ihn als Zugpferd an die Spitze ihres Wahlkampfes gestellt. Henkel ist selbst ist kein Mitglied, sondern bezeichnet sich als Sympathisant, gefolgt von einer Phalanx an Wirtschaftswissenschaftlern. Weit über eine Stunde bestreitet der Spitzenmanager in einer Ein-Mann-Show das Hauptprogramm im vollen Biebrich-Saal der Rennbahn, bei dem überwiegend AfD-Mitglieder Spaß an seiner Abrechnung mit der Politik haben.
Seine Thesen sind nicht neu und höchst umstritten. „Alles, was man sich vom Euro versprochen hat, wurde nicht erfüllt“, sagt er. Zwei Billionen Euro Schulden drohten der europäischen Währungsunion. Wenn Malta im Verbund ebenso eine Stimme habe wie der Hauptbeitragszahler Deutschland dürfe man sich nicht wundern, wenn man ständig überstimmt wird. Das Ganze gipfele in einer von Frankreich geforderten „Vergemeinschaftung“ von Schulden.
Schuld an dem Dilemma sei Angela Merkel, die auf Druck Frankreichs in der Euro-Krise die Brandschutzmauern eingerissen habe. Um den Euro zu retten, schaffe man den Wettbewerb ab und harmonisiere die Steuersätze. Scheinheilig seien all jene, die gegen den Stabilitätsmechanismus ESM wettern, aber für den Euro eintreten.
Statt einer Vorwärtsstrategie, wie ein Plan ohne Euro aussehen könne, geht Henkel auf Verteidigungskurs. Die AfD sei keine populistische Partei und fische nicht nach rechten Wählern. Außer dem Euro gebe es auch andere Themen, sagt er und zaubert den alten Vorschlag einer Steuererklärung per Bierdeckel aus dem Hut. Die AfD sei keine besserwisserische Professoren-Partei. Doch als Beispiel dient ihm Widerspruchsgeist Hans-Werner Sinn.