Astronomie Neue Sternwarte geht Ende Mai in Betrieb
Krefeld · Über zehn Jahre lang war die Vereinigung Krefelder Sternfreunde auf der Suche nach einem neuen Standort. Den haben sie bei der Hochschule Niederrhein jetzt gefunden
Sie träumen nicht nur von den Sternen. Mit ihrer neuen Sternwarte wird die Vereinigung Krefelder Sternfreunde voraussichtlich ab Ende Mai auch wieder professionell Himmelsbeobachtungen durchführen können. Mit dem Aufbau der neuen Sternwarte auf einem Gebäude der Hochschule Niederrhein haben die Vereinsmitglieder vor einer Woche begonnen. Der erste Teil der drei Meter hohen Kuppel steht schon. „Im direkten Umfeld von Krefeld gibt es auf der linken Rheinseite keine vergleichbar große Anlage von Vereinen wie unsere“, sagt Vorsitzender Rolf Liedgens stolz. Damit wird ein lang gehegter Traum endlich wahr.
Viele Jahre lang hatten die Sternenfreunde auf dem Dach des 13-stöckigen alten Bettenhauses der Städtischen Krankenanstalten am Lutherplatz ihre Sternwarte. Dann wurde die Klinik verkauft und Helios als neuer Eigentümer baute das Krankenhaus neu. „Unsere damalige Sternwarte war für die damaligen Verhältnisse schon toll ausgestattet“, sagt Liedgens. Doch so einfach „umzusetzen“ war sie nicht, als das Gebäude abgerissen wurde.
Eine neue Bleibe fand der Verein im Flachbau auf dem Schulhof der alten Hauptschule am Danziger Platz in Linn. Anfangs jeden Freitag, inzwischen jeden Dienstag treffen sich dort die Mitglieder, fachsimpeln, beobachten und diskutieren über die neuesten Entdeckungen am Himmel. Doch einen Platz für eine neue Sternwarte gab es nicht. Über zehn Jahre lang nicht.
Bei besonderen Ereignissen wie Sonnen- und Mondfinsternissen bieten die Sternfreunde seither durch öffentliche Treffen auf dem Egelsberg oder dem Sprödentalplatz Krefeldern die Möglichkeit, einen Einblick in die Astronomie zu bekommen. Mit ihrer „Rollenden Sternwarte“ besuchen sie außerdem auf Wunsch Kitas, Schulen, Kirchengemeinden. Früher sei das allerdings mehr gewesen, weil dieses Angebot durch ehemalige Lehrer durchgeführt werden konnte.
Jahrelang waren Liedgens und andere Vereinsmitglieder auf der Suche nach einem neuen passenden Ort für eine Sternwarte. Vor zwei Jahren fand dann ein Gespräch mit dem Zentralen Gebäudemanagement statt, ein möglicher neuer Standort rückte in den Fokus: Die Hochschule Niederrhein. „Erstmals haben wir vor zweieinhalb Jahren bei den ersten Kennenlerngesprächen über die Möglichkeit gefachsimpelt. Auch von Seiten der Hochschule mit ihren Fachbereichen Elektrotechnik und Informatik passte das“, erzählt Liedgens, der selbst Elektrotechniker ist. Im vergangenen Mai kam dann die Zusage und in den folgenden Monaten wurden die Verträge erarbeitet. „Am 1. Dezember 2023 haben wir die unterschrieben.“
Und dann spielte erst einmal das Wetter eine große Rolle. Der neue Standort ist 35 Meter hoch. Um die losen Teile der Kuppel aufzubauen und anschließend fest verankern zu können, musste das Wetter und der Wind mitspielen. Der Hersteller garantiert eine Windlast bis zu 117 Kilometern pro Stunde in der Stunde, das entspricht Windstärke 10 bis 12. Jetzt im April war der Zeitpunkt günstig für den Aufbau.
Astronomisches Equipment hat einen Neuwert von 30 000 Euro
„Für Vereine ist eine drei Meter große Kuppel im Durchmesser schon recht groß und beeindruckend“, schildert Liedgens. Das für den Verein neue astronomische Equipment ist nicht neu. Das hätte den Verein 25 000 bis 30 000 Euro Neuwert gekostet. Bei der Ausstattung sind dem Verein Sternenfreunde aus In- und Ausland zur Hilfe gekommen, er konnte Instrumente von anderen Sternwarten übernehmen, die sich für eine andere, neuere Technik entschieden haben. Auch Erbschaften von verstorbenen Mitgliedern konnte der Verein übernehmen. Bislang haben die Krefelder Sternenfreunde dafür 8000 bis 10 000 Euro investiert.
Die Technik vermag einiges. „Künftig können wir bei Vorträgen in Echtzeit Beobachtungen der Sternwarte mithilfe eines Beamers an die Wand des Veranstaltungsraumes werfen“, sagt Liedgens. Aus der Ferne werden die Apparaturen steuerbar sein. Und was ist am Himmel zu sehen? „Immer nur die Vergangenheit, alles Licht, was wir sehen können, ist schon sehr alt und es dauert Jahrzehnte, Jahrhunderte und Jahrtausende, bis das Licht die Erde erreicht.“ Wieso das so ist, erklären die Sternenfreunde gerne persönlich.