Krefeld Neue Wohnungen für jedermann

Die Wohnstätte widerspricht der Kritik, sie bevorzuge Geflüchtete bei Vermietung und Neubau. 530 Einheiten werden bis 2019 gebaut.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Bis zum Jahr 2019 baut die Wohnstätte in Krefeld 530 neue Wohnungen. „230 davon öffentlich gefördert“, betont Geschäftsführer Thomas Siegert. Mit einem Mietpreis von 5,25 Euro pro Quadratmeter — laut Siegert — auch für viele Wohnungssuchende erschwinglich.

Dass er das besonders betont, liegt an der aufgekommenen Neid-Diskussion im vergangenen Jahr, vor allem auf Facebook. So mancher Kommentator hatte der Wohnstätte die Bevorteilung von Geflüchteten vorgeworfen, nachdem sie den Bau von 16 Einfamilienhäusern für größere Familien an der Inrather Straße bekanntgegeben hatte.

Inzwischen sind die Pläne an dieser Stelle vom Tisch. Die Stadt vermarktet das Grundstück für Wohnungsbau selber. Laut Siegert suche man anderswo nun nach einem geeigneten Gelände. Denn genauso wie vor fast 25 Jahren am Kanesdyk, will die Wohnstätte erneut einige Einfamilienhäuser mit Geld aus einem Förderprogramm des Landes NRW bauen. Die zirka 125 Quadratmeter großen Häuser sollen zunächst für einige Jahre vermietet und anschließend an Privatleute verkauft werden.

Dass die Wohnstätte als eigenständige städtische Tochtergesellschaft dem Fachbereich Soziales und Wohnen bei der Suche nach passendem Wohnraum für Geflüchtete hilft, daraus macht Siegert keinen Hehl. Gemeinsam setze man dabei auf die gewünschte dezentrale Unterbringung in der Stadt. „Wand an Wand mit Krefeldern gelingt es besser, die hinzugezogenen Menschen zu integrieren.“

210 Wohnungen aus ihrem Bestand hat die Wohnstätte dazu an die Stadt vermietet. Zum selben Quadratmeterpreis von 5,25 Euro, den auch ein hiesiger privater Mieter zahlt. Weitere 64 Wohnungen sind regulär an Geflüchtete vermietet, die inzwischen den Aufenthaltsstatus haben. „Das klappt gut, wir haben relativ wenig Probleme mit unseren Mietern.“

Dennoch verliert der Geschäftsführer der Wohnungs-Aktiengesellschaft seinen sozialen Auftrag nicht aus den Augen. „Wir achten bei unseren Vorhaben darauf, Wohnraum für ganz normale Bürger anzubieten“, sagt Siegert. Fast 8 800 Wohnungen zählen derzeit zum Bestand. Zahlreiche größere Bauvorhaben sind im Gange.

In dem Karree zwischen Kastanien- und Platanenstraße in Gartenstadt entstehen derzeit sieben sogenannte Punkthäuser, dreigeschossig mit Staffelgeschoss. 70 der insgesamt 138 Wohnungen sind frei finanziert. Die Miete für die 55 bis 110 Quadratmeter großen neuen Wohnungen liegen bei 8,50 Euro pro Quadratmeter, zuzüglich Nebenkosten. „Das erste Haus geht zum 1. Februar in die Vermarktung“, sagt Siegert. Die nächsten vier Häuser sollen nach und nach bis zum Spätsommer bezogen sein.

Auch die weiteren 14 Reihenhäuser an der Platanenstraße, mit einer Größe von 125 Quadratmetern und einem Quadratmeterpreis von 7,50 Euro werden demnächst bezugsfertig.

Weitere 36 öffentlich geförderte Wohnungen sowie eine frei finanzierte werden derzeit in Gartenstadt hinter dem alten Netto-Markt hochgezogen. Der Betreiber hat den Mietvertrag für das neue Ladenlokal bereits unterschrieben.

Sobald der Rohbau fertig ist, wird der alte Netto-Markt abgerissen und an seiner Stelle die notwendigen Parkplätze gebaut. Sechs Monate lang, während der Bauphase, wird es keinen Lebensmittelversorger dort geben. „Für das zweite Quartal 2018 ist dann der Einzug in den Neubau geplant“, sagt Siegert.

5,7 Millionen hat die Wohnstätte außerdem in die Kernsanierung von 72 Wohnungen an der Breslauer Straße investiert.

Auch in Oppum an der Herbertzstraße tut sich etwas. „Wir haben vor zwei Wochen gerade den Bauantrag für die ersten 50 neuen Wohnungen gestellt“, berichtet Siegert. Entsprechend dem Planungsentwurf des Gewinners des Architektenwettbewerbs, werden dort Mehrfamilienhäuser nach den Vorstellungen des Düsseldorfer Büros HPP und des Krefelder Architekten Dieter Berten gebaut. Die eine Hälfte frei finanziert, die andere mit öffentlichen Geldern.

„Im Spätsommer wollen wir mit den Bauarbeiten beginnen. Parallel dazu findet die Vermarktung der 29 hinteren Grundstücke für Einfamilienhäuser statt.“ Die ersten Parzellen seien bereits verkauft. Die beiden Erschließungsstraßen angelegt.

Etwas kleiner ist ein weiteres Bauvorhaben in Linn. Wo früher auf der Rathenaustraße der Torbogen stand, baut die Wohnstätte derzeit zwei neue Torhäuser mit je neun Wohnungen. In der Nähe sind weitere sechs Einfamilien-Miethäuser fertiggestellt. Zwei können laut Siegert noch gemietet werden.

Durch die Bauvorhaben der Wohnstätte wie auch anderer Bauträger und Privater habe sich der Wohnungsmarkt in Krefeld inzwischen entspannt.