Niederlage trübt Stimmung in der Kufa
Den Beginn der Mission Titel-Verteidigung hatten sich die deutschen Fans anders vorgestellt. Mexikos Sieg sorgt für Ernüchterung.
Ein kurzes Raunen geht durch den rappelvollen Hauptsaal der Kulturfabrik. Spätestens mit dem Lattentreffer von Toni Kroos rund drei Minuten nach dem zu diesem Zeitpunkt beinahe überfälligen Treffer der Mexikaner zur 1:0-Führung ist wieder Stimmung in die Hallen der Kufa eingekehrt. Zuvor hatte der Treffer von Hirving Lozano die bis dato enthusiastischen Fans für kurze Zeit verstummen lassen.
Trotzdem hatten sich die meisten Fans den ersten WM-Auftritt der deutschen Mannschaft seit dem denkwürdigen Finale vor vier Jahren in Brasiliens Maracanã-Stadion anders vorgestellt. „Die letzten beiden Eröffnungsspiele hat Deutschland mit 4:0 gewonnen. Mit dem Ergebnis rechne ich auch heute“, prognostiziert Frank Kirchholtes noch kurz vor Beginn des Spiels. Doch auch die erwartete Atmosphäre und das Zusammensein mit vielen Menschen habe ihn dazu veranlasst, am frühen Sonntagabend das Spiel in der Kufa zu schauen. Christine Schröder und Chris Laxmann hoffen zu Beginn ebenfalls auf einen souveränen Sieg zum Auftakt: „Wir rechnen mit einem 2:0.“
Doch bereits in der Anfangsphase spürten die Gäste in der Kufa, dass Mexiko nicht der Gegner war, den man zu erwarten glaubte. Spätestens nach dem Führungstreffer der Mexikaner boten die zahlreichen verlorenen Zweikämpfe und spielerischen Unsauberkeiten auf deutscher Seite Anlass dazu, dass sich die optimistische Laune der mehr als 1000 Fans rasch in Diskussionen über die richtige Aufstellung und die zunehmend lethargisch wirkende Spielweise der deutschen Elf verwandelte.
„Kein Zweikampfverhalten, keine Defensive, keine Einstellung. Ein einziges Getrabe“, fasst Christian Frohwerk in der Halbzeitpause nüchtern die Defizite der Nationalmannschaft zusammen. Steve Finkbeiner zieht nach 45 Minuten ähnliche Schlüsse, glaube aber dennoch, dass die deutsche Elf das Spiel noch drehen könne. Berenice Villaseñor und ihre Tochter tragen heute in einem Meer aus schwarz-rot-goldenen Fanartikeln die einzige mexikanische Flagge. Trotz der überraschenden Halbzeitführung ist sie zurückhaltend mit ihrer Prognose. „Wir müssen insbesondere in den letzten Minuten aufpassen“, erklärt sie. Sie sei aber vorsichtig optimistisch, dass es mit der Sensation klappen könnte.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit kehrt der ursprüngliche Optimismus der deutschen Fans zurück und wird durch die Einwechslung von Marco Reus befeuert, der sofort das Spiel belebt. Je näher die 90. Spielminute rückt, desto mehr verdichtet sich die Spannung vor den Leinwänden und Fernsehern. Abpfiff — es bleibt beim 1:0. Unter den anfangs euphorischen Fans in der Kufa herrscht Resignation. Man habe den Gegner rettungslos unterschätzt und letztlich verdient verloren, erklärt ein ernüchterter Fan beim Rausgehen.