Meinung Nur Verlierer im Fall Ertürk
Am Ende war die Sitzung des Rechnungsprüfungsausschusses dann bei aller zweifellos berechtigten Kritik am Chaos im städtischen Fachbereich und am SPD-Ratsherrn Mustafa Ertürk eine überflüssige Schauveranstaltung.
Am Pranger: eine Verwaltung, bei der es offenbar schon vor der großen Flüchtlingswelle in punkto Sorgfalt und Einhaltung von Standards drunter und drüber ging, ein Ratsherr, der zwar juristisch nicht zu belangen ist, sich aber angreifbar gemacht hat. Ohne neue Ansätze freilich, weil über 70 Prozent der Untersuchungsergebnisse gar nicht geredet werden durfte. Fazit: Es hat allen geschadet.
Weil den Kritikern im Fall Ertürk nichts blieb, als dem Geschäftsmann Absicht zu unterstellen. Es wird ein Gefühl bleiben, das mit der angekündigten Aufklärung und Transparenz nichts zu tun hat. Diese Chance hätte sich vielleicht in einer nicht-öffentlichen Sitzung ergeben, mit Details auf dem Tisch. Der neutrale Beobachter kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass es beim Antrag, diese für Krefeld insgesamt peinliche Angelegenheit nach draußen tragen zu dürfen, nie gegangen ist.
Darüberhinaus steht spätestens jetzt die zuständige Fachabteilung der Verwaltung da wie ein Hort nachlässiger Amateure, die Verträge per Handschlag besiegeln. Rund 300 soll es mit politischen Amtsträgern geben. Prost Mahlzeit, denkt der Krefelder Bürger.
Dann Ertürk: Er hat sich sicher selbst in die Situation manövriert, muss dafür jetzt mit der Erfahrung, vorsorglich geteert und gefedert worden zu sein, leben. Und mit den Zweifeln, die bleiben.
Den gröbsten Patzer in dieser denkwürdigen Sitzung erlaubt sich aber ausgerechnet Hans Butzen, nicht eben als Ertürk-Freund bekannt. „Er ist doch einer von uns“, appelliert der SPD-Routinier an die Ratskollegen. Einer von uns. Heißt das, nicht von denen da draußen? Im Hinblick auf die beängstigende Entfremdung zwischen der Politik und der Bürgerschaft mindestens ein Eigentor. Vielleicht ist es noch schlimmer. Eine Erklärung nämlich.