Baukosten sorgen für Mehrkosten Obdachlosenunterkunft in Krefeld wird deutlich teurer
Krefeld · Die Stadt stellt Kosten- und Ablaufplan am Mittwoch im Betriebsausschuss vor. Der Baubeginn ist für das kommende Jahr geplant.
Erst im Januar hatte Sozialdezernentin Sabine Lauxen gegenüber dieser Zeitung erklärt, dass sich in Sachen Unterkunft für Obdachlose an der Feldstraße eine Menge getan habe. Am kommenden Mittwoch, 1. März, kann sich davon auch die Politik ein Bild machen. Die Erweiterung und Sanierung der ehemaligen Schule an der Feldstraße wird Thema im Betriebsausschuss Zentrales Gebäudemanagement (ZGM) sein. Vorgestellt werden soll dann die aktualisierte Plan- und Kostenfestsetzung für „Obdach Krefeld“. Die hat es in sich: Die Kosten des Projektes sind von 14 auf 18 Millionen Euro gestiegen.
„Die ursprüngliche Kostenplanung entstand vor dem Ukrainekrieg und zum Teil auch vor der Corona-Pandemie“, erklärt Rachid Jaghou als Leiter des ZGM. „Die Baubranche kämpft in allen Bereichen mit Kostensteigerungen und Kapazitätsproblemen. Diese machen auch bei städtischen Projekten nicht Halt.“
Der Umzug soll 2026, die Sanierung 2027 beendet sein
Tatsächlich musste die Stadt ähnliche Erfahrungen unter anderem bei der Gesamtschule Oppum machen, die um sechs Millionen Euro teurer wurde. Eingeplant sind im ZGM-Wirtschaftsplan 13,9 Millionen Euro. Die sich aus der Kostensteigerungen ergebenden Veränderungen sollen im Rahmen der Wirtschaftsplanaufstellung Berücksichtigung finden. Die Nutzungskosten für die neue Unterkunft belaufen sich pro Jahr auf 656 897 Euro brutto.
Stimmen die Mitglieder dem Wirtschaftsplan zu, soll zeitnah das Vergabeverfahren beginnen. Die Stadtverwaltung plant den Beginn des Neubaus für 2024. Das Bestandsgebäude der alten Don-Bosco-Schule soll dann nach dem Umzug in den Neubau 2026 saniert werden. Die Gesamt-Fertigstellung ist für das zweite Quartal 2027 angestrebt.
Die Baupläne sind seit der Vorstellung im Jahr 2021 konkretisiert worden: Der viergeschossige Neubau wird demnach Mitarbeiterbereich, Büros und einen Besprechungsraum beinhalten. Basis sind 32 zur Hofseite gelegene Ein-Zimmer-Wohnungen mit eigenem Bad und Kochnische, die durch Verbindungstüren vergrößert werden können. Technik- und Lagerräume, Mitarbeitersanitärräume sowie ein Waschraum und eine Kleiderkammer sind im Keller vorgesehen. Im Dachgeschoss entsteht eine Lagerfläche. Der Zugang zum Gebäude erfolgt über die Ecke Kölner Straße/Feldstraße.
Die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes der Don-Bosco-Schule, in dem sich zurzeit unter anderem der klassische Notschlafbereich befindet, soll nach Abschluss des Neubaus beginnen. Wände, Böden und Decken werden demnach mit abwaschbaren Materialien erneuert. Außerdem erhalte jede Etage Toiletten. Bislang liegen diese dezentral auf dem ehemaligen Schulhof. Die früheren Klassenräume, die bislang als Mehrbettzimmer dienen, würden unterteilt. Dadurch entstünden mehrere Zwei- und Vierbettzimmer, um die Privatsphäre zu erhöhen. Zudem werde es zukünftig Übernachtungsmöglichkeiten für Obdachlose mit Haustieren sowie einen großen Erste-Hilfe-Raum geben.
Auch die Außenanlage soll neu organisiert und gestaltet werden, um hier mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Auf dem Neubau sollen PV-Anlagen oder Solarthermie installiert und eine Fassadenbegrünung umgesetzt werden. Obendrein ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe vorgesehen.
Das Konzept Obdach Krefeld setze sozialpolitisch auf das Ziel, Menschen aus der Obdachlosigkeit herauszuholen. Mit den geplanten baulichen Veränderungen gehe deshalb auch eine neue Konzeption der Obdachlosenbegleitung einher. Das Team der Notschlafstelle setze darauf, dass den betreffenden Personengruppen Angebote gemacht werden. Im „Obdach Krefeld“ soll es dafür künftig Zimmer verschiedener Kategorien geben.
„Wenn die Obdachlosen mitwirken, sich an die Regeln halten und auch begleitende Betreuungsangebote annehmen, erhalten sie nach den neuen Plänen künftig die Möglichkeit der Übernachtung in einem adäquaten Einzelzimmer“, heißt es. Ziel sei eine Stabilisierung der Lebenssituation, verbunden mit weiteren Perspektiven. „Mit unserem Obdach Krefeld wollen wir die Hilfsangebote für Obdachlose in Krefeld neu aufstellen. Es geht dabei um das Ziel, Menschen aus der Obdachlosigkeit zu holen, sie auf dem Weg zu einem selbstständigen Leben in eigener Wohnung zu begleiten“, sagt die Sozial- und Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen. Bei 15 Personen sei dies schon gelungen, hatte sie Ende Januar im WZ-Gespräch erklärt. Mit der Suche nach passendem Wohnraum seien zwei Beschäftigte der Stadt Krefeld beauftragt, deren Stellen über das Landesprogramm „Endlich ein Zuhause“ finanziert werden.