Mit Ökostrom ganz vorn Stadtwerke wachsen – aber anders

Krefeld · Auch durch bundesweite Angebote wie für Stromkunden in Berlin oder Hamburg haben die Stadtwerke (SWK) eine positive Bilanz für 2018 vorgelegt. Ärgerlich für die Zukunftsstrategie ist eine EU-Entscheidung.

Mit 76 Prozent Ökostromquote liegen die Stadtwerke Krefeld weit über dem Bundesdurchschnitt von 40 Prozent.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Mehr als zehn Jahr lang haben die Stadtwerke Krefeld mit einer Tochtergesellschaft den Busverkehr in Bocholt am Laufen gehalten. Damit ist jetzt Schluss. Die EU-Wettbewerbswächter haben sich eingeschaltet. Stadtwerke dürfen jetzt außerhalb ihres eigentlichen Verbreitungsgebiets nicht mehr an Ausschreibungen für solche Dienste im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) teilnehmen. „Wir müssen nun unsere Strategie ändern“, sagt SWK-Vorstandssprecher Carsten Liedtke, dem der Ärger darüber deutlich anzuhören ist.

Bei der Präsentation der Bilanz 2018 der SWK mit dem besten Konzernergebnis seit 2006 (siehe Kasten) berichtete er von der neuen Rechtslage. Eigentlich hätten sich die SWK in Zukunft gerne in Sachen Busverkehr unter anderem Richtung Niederrhein vergrößert. Nun will man sich auf das Gebiet Krefeld konzentrieren. „Wir tun gut daran“, sagt Liedtke über diese Konzentrationpläne.

Drei neue Standorte für Car-Sharing gehen an den Start

Für die Zukunft der Mobilität interessant seien neben der wachsenden Digitalisierung – mittlerweile sind alle Busse und Bahnen der SWK mit freiem W-LAN ausgestattet – beispielsweise Tretroller zur Miete, Cruiser oder mehr Car-Sharing. Für Letzteres werden in Kürze drei neue Standorte in Uerdingen, Bockum und Fischeln eröffnet. Mit dann einem Dutzend Standorte würden die derzeit 500 Car-Sharer relativ schnell auf etwa 1000 anwachsen, glaubt Liedtke.

Im anhaltenden Wandel der Mobilität wollen die SWK „Bus on demand“ anbieten. „Für diejenigen, für die der ÖPNV nicht individuell genug ist“, formuliert es der Vorstandssprecher. Der Startschuss ist für August geplant. Dann soll es möglich sein, per App zwischen 20 und 4 Uhr Kleinbusse zu einem von insgesamt 22 000 Punkten in der Stadt zu bestellen. Es sind die per GPS hinterlegten Standorte der  insgesamt 30 000 Laternen. Bezahlen kann der Kunde per Paypal-Daten. „Wir warten noch auf die Genehmigung, mündlich ist aber alles geklärt“, sagt Liedtke über das Projekt, bei dem die SWK mit dem Taxigewerbe zusammenarbeiten. Die ersten fünf hybridangetriebenen Fahrzeuge sind bereits da.

Ökostrom weit über
dem Bundesdurchschnitt

Beim weiteren SWK-Standbein Energie können Liedtke und SWK-Vorstand Kerstin Abrahams  in Sachen Expansion über die Stadtgrenzen Krefelds hinaus von bundesweiten Beispielen berichten, die sich zum Teil auch schon 2018 positiv in den Finanzen der Stadtwerke niedergeschlagen haben. Die Lekker Energie GmbH ist jetzt viertgrößter Ökostromanbieter in Deutschland. 11 000 Kunden hat die 100-prozentige SWK-Tochter von den Stadtwerken Energieverbund Westfalen (SEV) übernommen. Das entspricht für Lekker einem Wachstum von 34 Prozent beziehungsweise einem Ergebnis von 7,1 Millionen Euro vor Steuern.

Insgesamt haben die SWK rund 610 000 Energiekunden. In Berlin sind die Krefelder damit auf einer Höhe mit dem zweitgrößten Energielieferanten in der Hauptstadt. Allein in Hamburg sind des 35 000 Kunden beziehungsweise Haushalte.

Der Ökostromanteil im Konzern lag 2018 bei 76 Prozent – im Vergleich: bundesweit sind es 40 Prozent. Die restlichen 24 Prozent ergeben sich laut Liedtke im wesentlichen durch die Tarife zur Grundversorgung, also für Menschen, die zum Beispiel Hartz-IV-Empfänger sind. Für sie bieten die SWK in Kooperationen auch verschiedene Energiespar-Beratungen an.

Sparen beim Verbrauch mit Blick auf den Klimawandel sieht Liedtke auch in einem Unternehmen der Energieversorgung verankert. „Wenn sich Schüler an den Fridays for Future einen Tag in der Woche treffen, engagieren sich unsere Mitarbeiter von Montag bis Freitag für die Zukunft.“ Zum Beispiel mit Abfallvermeidung oder Recycling-Konzepten. Die Konzernbilanz wurde in diesem Jahr übrigens erstmals nicht gedruckt, sondern ist online zu finden: