Kriegsgräberfürsorge Ortsverein feiert 100 Jahre Kriegsgräberfürsorge
Krefeld · Im Rathaus gab es eine Ausstellung „Menschenrechte im Krieg“ und eine Feierstunde.
Im Ersten Weltkrieg starben 17 Millionen Menschen, davon zehn Millionen von Soldaten. Viele der früheren Armee-Angehörigen haben ihre letzte Ruhestätte nicht gefunden. Mitglieder des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sind noch heute bemüht, Massengräber — vor allem in Osteuropa — zu finden und den toten Soldaten zu einem würdigen Begräbnis zu verhelfen. Der Verein wurde am 16. Dezember 1919 gegründet.
„Frieden braucht Mut“, diesen Slogan hat der Volksbund zu seinem 100-jährigen Bestehen ausgegeben. Krefeld nutzt den Termin, um die Toten zu würdigen und junge Leute gerade jetzt aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren. Vergangene Woche fand eine Feierstunde im Rathaus-Foyer statt. Dort gab es bis zum 15. November eine Ausstellung zum Thema „Menschenrechte im Krieg“ zu sehen.
„Der Volksbund wurde ins Leben gerufen, um nach den zahllosen deutschen Toten des Ersten Weltkrieges zu suchen und deren Gräber zu pflegen“, berichtet Thomas Gref, Geschäftsführer des hiesigen Kreisverbandes. „Ab 1946 legte er in kurzer Zeit über 400 Kriegsgräberstätten in Deutschland an. Er widmet sich heute im Auftrag der Bundesregierung der Aufgabe, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, erhalten und pflegen.“
Dabei sei der Volksbund, anders als in anderen Ländern, ein Verein, eine vom ganzen Volk getragene Initiative und wenn man es genau nehmen würde, die erste Bürgerinitiative in Deutschland. Gref: „In Belgien oder Polen beispielsweise ist die Gräberpflege staatlich geregelt.“ Nach der politischen Wende in Osteuropa nahm der Volksbund seine Arbeit auch in den Staaten des einstigen Ostblocks auf, wo im Zweiten Weltkrieg etwa drei Millionen deutsche Soldaten ums Leben kamen. Das heißt: Es sind mehr als doppelt so viele wie in den Gräberstätten im Westen ruhen. „Diese Aufgabe stellt den Volksbund vor immense Schwierigkeiten, denn viele der über hunderttausend Grablagen sind nur schwer auffindbar, zerstört, überbaut oder geplündert.“
Aber überall, wo sich nur ein Indiz befindet, wird geforscht. Gref: „Manchmal ist es nur ein Stück einer Erkennungsmarke der Soldaten. Wird dann ein Massengrab entdeckt, werden die Soldaten würdig begraben und das Gräberfeld umzäunt, dann ist dieser Bereich deutsches Territorium, das wir auch pflegen.“
Die riesigen Gräberfelder dienen jedoch nicht nur der Würdigung der Toten. „Sie sollen die Lebenden an die Vergangenheit erinnern und mit den Folgen von Krieg und Gewalt konfrontieren. Es sind auch Lernorte der Geschichte.“
Deshalb möchten die Verantwortlichen des Volksbundes in Krefeld die Zusammenarbeit mit den Schulen „gegen das Vergessen“ vorantreiben. Gref: „Wir suchen Schulen, die den Volkstrauertag mit uns gestalten. Themenbezogene Projekte oder Workshops mit den Schülern können wir gemeinsam mit dem Landesverband anbieten und gestalten. Danach seien Jugendbildungsreisen, wie beispielsweise in die benachbarten Niederlande, zu den Kriegsgräberstätten in Ysselsteyn, möglich.“ Die Überschrift solcher Aktionen laute: „Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen.“