Familienfreundliche Unternehmen Für Großhändler spielt Familie große Rolle

Krefeld · Serie Bei Hannen & Stein sind viele Mitarbeiter Familienmitglieder. Aber auch was bei den anderen Kollegen zu Hause los ist, ist von Interesse. Darum ist der Betrieb einer der familienfreundlichsten in Krefeld.

Norbert Miethke hat vor 46 Jahren bei Hannen & Stein angefangen, heute ist er Inhaber des Unternehmens.

Foto: Andraes Bischof/Andreas Bischof

Die familiäre Atmosphäre kommt bei Hannen & Stein nicht von ungefähr: Inhaber Norbert Miethke arbeitet Wand an Wand mit seiner Frau Elke. Ein paar Meter weiter hat Prokurist und Schwiegersohn Nils Christall sein Büro. Miethkes Sohn Matthias Meurer arbeitet im Nebengebäude im Fachbereich UV-Druck und Miethkes Bruder Christoph ist stiller Gesellschafter des technischen Großhandels.

Insgesamt 19 Personen arbeiten in dem Traditionsunternehmen, das bereits seit 1872 in Krefeld existiert. 2017 wurde es vom Netzwerk Wirtschaft & Familie als familienfreundlichstes Kleinunternehmen in Krefeld ausgezeichnet (siehe Kasten). Am diesjährigen Wettbewerb hat der Betrieb allerdings nicht teilgenommen.

Das Sortiment ist dynamisch, ständiges Fortbilden wichtig

„Wir waren etwas mit uns selbst beschäftigt, hatten den Umzug noch auf den Schultern“, erklärt Norbert Miethke. Man habe das Nebengebäude gekauft, ebenso einige der dortigen Druckmaschinen, und seither das Portfolio um Druckerzeugnisse erweitert. Außerdem nutze man die kommenden Wochen, um Kunden zu besuchen. „Und dann ist da noch der Jahresabschluss“, sagt Miethke. Wer einen Blick ins Lager und den Verkaufsraum wirft, weiß, dass das bei Hannen & Stein kein kleines Unterfangen ist.

Der technische Großhandel für industriellen Bedarf vertreibt online 130 000 verschiedene Artikel. „Und das sind bei weitem nicht alle“, so Miethke. Die meisten Kunden haben ihren Sitz zwischen Kleve und Bonn und bis ins Ruhrgebiet hinein. Aber die regionalen Begrenzungen lösten sich langsam auf, so der Geschäftsführer. „Mittlerweile versenden wir Waren bis nach China, Brasilien oder in die USA.“ Anders herum trete man mittlerweile auch bei hiesigen Kunden in Konkurrenz mit Lieferanten, die eigentlich weit weg sitzen.

Ständiger Wandel bestimmt auch das Sortiment. „Natürlich gibt es ein Kernsortiment, aber viele Produkte verändern sich laufend. Beispielsweise die Werkstoffe. Was heute gut ist, ist morgen vielleicht schon überholt.“ Darum sei es für die Mitarbeiter wichtig, sich stetig fortzubilden und auf dem aktuellen Stand zu bleiben.

Dabei spielten auch die individuellen Interessen eine Rolle. „Es muss für alle Beteiligten passen, damit es funktioniert.“ Das gelte nicht nur für jobspezifisches Training, das Unternehmen zahle seinen Mitarbeitern bei Bedarf auch Coachings oder Trainings beispielsweise zur Stärkung des Selbstbewusstseins.

„Wir sind der festen Überzeugung, dass Menschen nur gute Leistungen bringen können, wenn sie nicht über Gebühr im Privaten belastet sind“, sagt Miethke. Natürlich könne das Unternehmen nicht alle Probleme des Privaten lösen. Aber man betrachte jeden Mitarbeiter ganzheitlich in seiner individuellen Lebenssituation.

Dazu gehöre beispielsweise, dass man unterschiedliche Arbeitszeitmodelle anbiete und bei Bedarf auf extreme Situationen reagiere. „Das ging bei einem Mitarbeiter soweit, dass wir seine Arbeitszeit auf einen Tag pro Woche reduziert haben, damit er sich um den Nachwuchs kümmern kann.“

Er ist seit 46 Jahren im Unternehmen und kann gerade Engpässe bei der Kinderbetreuung besonders gut nachvollziehen. „Ich war selbst alleinerziehender Vater von vier Kindern und habe das trotz der Anstrengungen sehr genossen.“ Den eigenen Kindern so nah zu sein, das sei gerade vielen Vätern nicht vergönnt. So sei es auch überhaupt kein Problem, wenn Mitarbeiter ihre Kinder mal mit ins Büro bringen, wenn Not am Mann ist. Die eigenen Kinder sind schon groß und teilweise ins Unternehmen integriert. Und wie es aussieht, wird Hannen & Stein auch weiterhin ein Familienunternehmen bleiben: „Mein Schwiegersohn hat hier die Ausbildung gemacht und ist mittlerweile Prokurist“, sagt Norbert Miethke. „Ich denke, er wird in einigen Jahren mein Nachfolger werden.“