WZ-Mobil Ostwall: Autofahrer machen, was sie wollen

Schon wieder steht eine Änderung am Ostwall an: das Tempo wird von 10 auf 20 erhöht. Die Meinungen am WZ-Mobil sind geteilt.

Mitte. Autos rollen vorbei, manche schleichen. Schneller als zehn Kilometer in der Stunde dürfen sie an der Haltestelle Rheinstraße eigentlich gar nicht fahren. Das ist knapp über Schrittgeschwindigkeit. Doch viele Fahrer achten nicht besonders auf das Tempolimit auf dem Ostwall. Busse und Bahnen fahren ein, auch sie sind sichtbar schneller als vorgeschrieben. Dazwischen hastet der eine oder andere Fahrgast noch schnell zum Bahnsteig, überquert dabei die Straße.

Die Stadtverwaltung hat angekündigt, die umstrittene Geschwindigkeitsbegrenzung auf diesen knapp 100 Metern auf Höhe der Haltestelle auf 20 Kilometer pro Stunde anzuheben. Was sagen die Bürger zur geplanten Veränderung? Muss so viel Vorsicht für die Passanten sein? Oder ist Tempo zehn übertrieben?

Die WZ hat sich umgehört. Dabei wird klar, dass eine knappe Mehrheit der Befragten die Veränderung begrüßt oder ihr gleichgültig gegenübersteht. Man hört aber auch gute Gründe, die dagegen sprechen.

Anne Steinberg kann der Erhöhung viel abgewinnen: „Das ist eine gute Idee. Zehn Kilometer pro Stunde ist ja wirklich lächerlich. Das kann man ja kaum fahren.“ Erika Lynsch steht auf der Verkehrsinsel, dem Bahnsteig zwischen Straße und Gleisen. Sie sagt: „Vorher hat auch alles geklappt. Ob zehn oder 20 Stundenkilometer ist doch egal. Man muss selber auf den Verkehr achten, wenn man über die Straße geht.“ Eine Bahn hält. Die beiden Jungen Murat und Oguzhan sind in Eile. Ein paar Worte noch vor dem Einsteigen? Sie messen der Beschilderung keine große Bedeutung bei: „Zehn oder 20 ist egal. Es fahren hier sowieso alle schneller.“

Bis vor einiger Zeit gab es hier noch eine Tempo-Anzeige, mit lächelndem oder grimmigem Gesicht — je nachdem, ob man sich an die Vorgabe hielt. Es half nichts. Meistens schaute es grimmig. Bald soll der Smiley zurückkehren. Stefanie Scheulen ist Düsseldorferin. Sie hat die Debatte am Ostwall in der Zeitung verfolgt, und sie hat eine Meinung: „Das können die ruhig machen. Eine zusätzliche Gefahr sehe ich nicht. Nur, wenn die Leute über die Straße laufen, gibt es eine erhöhte Gefahr.“

Mit dem Laufen ist das am Ostwall so eine Sache. Es gibt keine Begrenzungen mehr wie früher, die den Bahnsteig zur Straße absicherten und ihn nur an einigen Stellen zugänglich machten. Jetzt müssen Auto-, Bus-, und Bahnfahrer darauf achten, wer da vor ihnen noch im letzten Moment die Straße quert.

Ein Motorradfahrer betrachtet die Innenstadt offenbar als seine Rennstrecke. Er rast an allen vorbei. Wenig später schiebt Sali Qullaku sein Kind über die Straße. Der Mann aus der Innenstadt spricht sich gegen die Erhöhung aus: „Ich habe darüber in der Zeitung gelesen, dass die Stadt hier Tempo 20 machen will. Ich finde das aber zu schnell. Es fahren auch Leute mit über 50 Stundenkilometern hier entlang. Mit Kindern ist es schwer, über die Straße zu kommen. Ein ‚Blitzer’ wäre hier nicht schlecht.“

Auch Monika Brinner spricht sich gegen Tempo 20 aus. Sie kommt als Fußgängerin mehrmals die Woche an der Haltestelle vorbei und sagt: „Wenn sich alle Autofahrer an Tempo 20 halten würden, wäre dagegen nichts zu sagen. Ich erlebe aber viele Autos, die mindestens 30 und schneller fahren. Für sie ist das ein falsches Signal. Sie fühlen sich bestärkt in ihrer Annahme, dass man nicht so langsam fahren muss.“ Karin Hülser hält eine Anhebung für kontraproduktiv: „Tempo zehn ist besser, weil man einfach über die Straße gehen kann. Autos brauchen hier gar nicht zu fahren.“ Eine Tendenz, die auch Robert Borreck beobachtet: „Es kann bei Tempo zehn bleiben. 20 wäre kein wesentlicher Anstieg. Es passt zum Verkehrsaufkommen. Die Tendenz geht Richtung verkehrsfreie Innenstadt.“

Man merkt schnell: Einigkeit wird es in dieser Frage so schnell nicht geben.