Jubiläum Parfümerie im Henkel Center: 60 Jahre lang immer der Nase nach
Die Parfümerie im Henkel Center im Linner Hafen gibt Putz-, Waschmitteln und anderen Produkten ihren ganz eigenen Geruch.
Krefeld. Es ist so schwer, richtig zu riechen. Beim Schnuppern an einem mit Duft getränkten Papierstreifen ist die Erinnerung da. Das kennt die Nase. Aber das passende Wort fehlt. Da ist Hubert Smyrek ganz anders aufgestellt. Der 48-jährige Krefelder kennt so gut wie jeden Duft. Er ist eine so genannte Nase, ein Parfümeur im Henkel Fragrance Center im Linner Hafen.
Die Parfümerie am Standort feiert jetzt 60. Geburtstag. „Ein Duft ist wie eine Komposition“, sagt der Mann, der gemeinsam mit seinen Kollegen zum Beispiel dafür sorgt, dass Persil — das erste parfümierte Waschmittel in Europa — so riecht wie es riecht.
Rund 1300 verschiedene Rohstoffe stehen ihm dafür in kleinen Fläschchen der Duftbibliothek zur Verfügung. 1000 natürliche und synthetische Nuancen hat er im Kopf. „Persil roch in den 80ern nach Zitrus mit einem Hauch Kölnisch Wasser. Damals gab ihm Neroli, das aus Orangenblüten gewonnen wird, die besondere Note.“
Die Rohstoffe kommen aus der ganzen Welt. „Sie erreichen uns in Tankwagen, Fässern oder ganz kleinen Fläschchen“, berichtet Anneliese Wilsch-Irrgang, die Chefin in Linn. „So kommt beispielsweise Ylang-Ylang, das betörend nach Vanille duftet, aus Madagaskar. Patchouly, das an einen Waldboden erinnert, wird in Indonesien gewonnen. Es geht aber auch weniger exotisch mit Banana-Milk-, Maiglöckchen-, Pfefferöl- und Petersiliensamen-Duft.
Riechen bedeutet jedoch nicht nur einen Duft erkennen. Bei jedem Atemzug — und das sind etwa 20 000 in 24 Stunden — dringt eine Flut von Aromen in das Riechorgan jedes Menschen. Smyrek: „Die Riechrezeptoren für Geruchsmoleküle darin wecken in uns sofort Erinnerungen und vor allem auch Emotionen.“
Beispiel: Henkels „General Bergfrühling“, der dem „Zuhause einen dauerhaften, frischen Frühlingsduft, wie in den Bergen, verleiht“, wie es in der Werbung heißt. „Wir wollen das gute Gefühl vermitteln: Das ist es, so riecht die Bergwiese. Mimosen, Maiglöckchen, Alpenveilchen, Hölzer mitsamt einer Zitronennote und dem lange haftenden Moschus, sind dabei.
Moschus werde beinahe überall verwendet, nur nicht beim Geschirrspülmittel. „Denn am Teller soll es nicht lange haften . . .“ Wilsch-Irrgang: „Es ist erwiesen: Mit einem schönen Duft putzt es sich leichter. Wir sorgen dafür, dass die Arbeit Spaß macht.“
Ein anderes Beispiel ist das Vernel, das gerade auf den Markt gekommen ist. „Der transparente Weichspüler kommt orientalisch-orange daher. Der Duft setzt sich unter anderem zusammen aus Orangenöl, Pfirsich, Kokos, Blumen und duftet vanillig, warm-pflegend.“
Damit dies alles gut zusammenkommt, müssen die Parfümeure Kreativität und Talent mitbringen. „Ich hatte als Jugendlicher die Fähigkeit, die Parfüms meiner Freunde zu bestimmen“, erinnert sich Smyrek. Das ginge heute nicht mehr — bei der Vielzahl neuer Düfte, die pro Jahr in den Handel kommen. „Aber die Düfte haben mich interessiert. Ich habe bei Henkel eine vierjährige Lehrzeit an der Hand eines Parfümeurs begonnen und wurde dann selbst Parfümeur. Das ist kein Ausbildungsberuf.“
Und — wie immer, wenn es um die Düfte geht — spricht „die Nase“ Hubert Smyrek konzentriert, mit geschlossenen Augen.