OB-Wahl Krefeld Peter Vermeulen: Der Mann für die Krefelder Zahlen
Der sonst sehr sachliche Peter Vermeulen holt zu einigen Tiefschlägen gegen den Familienstand und die Arbeit seines Konkurrenten aus.
Krefeld. Peter Vermeulen wirkt souverän und gelassen als er zu seinem ersten Schlag ausholt: „Als Bürgermeister kann Frank Meyer goldene Bänder mit Bravour durchschneiden. Er ist nicht verheiratet, hat keine Kinder — damit auch keine Familie“, stellt der CDU-Oberbürgermeisterkandidat seinen SPD-Kontrahenten vor. Es hat wohl niemand damit gerecht, dass es gleich in den ersten fünf Minuten des Duells der WZ und Welle Niederrhein so unter die Gürtellinie geht.
Kurz bevor das Duell losgeht, steht Vermeulen mit der Lesebrille auf der Nase hinter dem Rednerpult und geht seine Notizen durch. Die beiden sind schon in vielen Diskussionen aufeinander getroffen, sehen sogar aus als hätten sie vor der Veranstaltung noch ein Outfit abgesprochen. Beide Herren tragen eine blaukarierte Krawatte, Vermeulen zu einem blauen Anzug. Während sein Partei-Kollege Gregor Kathstede auch gerne mal mit knalligen Farben, wie 2009 beim Duell in pink, aufgefallen ist, scheint Vermeulen es eher klassisch, unauffällig zu mögen. Was auf den ersten Blick auch zu seiner Person passt. Er tritt als unaufgeregter Analytiker auf, den so schnell nichts aus der Ruhe bringen kann.
Er scheint er eine gewisse Routine zu haben. Die Hände inneinander verschränkt schaut er in die Ferne während er zuhört, dann setzt er ein Lächeln auf und beantwortet die Frage, nach dem er zum Mikro gegriffen hat und eine Hand in seiner Hosentasche verschwindet. Die einzige Variation ist, wenn er bei einigen Antworten Meyers skeptisch die Augenbrauen zusammenzieht und energisch den Kopf schüttelt.
Die Tiefschläge gegenüber Meyer, zu denen er in der häufiger ausholt, sind gar nicht notwendig. Durch seine ruhige sachliche Art kann er seine Themen gut auf den Punkt bringen, wobei er sich auch nicht zu Versprechen hinreißen lässt. „Wenn ich schon sehe, was für Pläne gemacht werden, für die am Ende dann gar kein Geld da ist.“
Er sieht sich als Aufräumer und verweist auch immer wieder auf seine Erfahrung, die er als Dezernent in Mühlheim bereits gesammelt hat. Die Verwaltung will er leistungsfähiger machen und den Haushalt sanieren. „Wir müssen als erstes den Haushalt sanieren, in dem wir umschichten. Wir können nicht mit neuen Stellen reagieren, wird müssen über strukturelle Veränderungen nachdenken.“ Dabei ist er sich sicher, dass er das bewirken kann, auch dadurch, dass sich die Mitarbeiter wohler fühlen. „Eine Verwaltung funktioniert dann gut, wenn sie eine gute Führung hat.“
Vor dem Duell ist auch die Frage um die Nachfolge von Christoph Reichmann stark diskutiert worden. Im Duell positioniert sich Vermeulen nicht deutlich dafür, die Stelle wieder zu besetzen. „Das Management könnte generalisiert werden. Es sollte aber eine eigene wissenschaftliche Leitung geben.“ Da macht sein Konkurrent deutliche klarere Ansagen. Womit er die das Publikum, das aber auch zu großen Teilen aus dem SPD-Lager kommt, auf seiner Seite hat.
Beim Thema Bürgerbeteiligung mahnt er ein gesundes Maß an. „Man muss den Bürgern Entscheidungen verständlich machen und die parlamentarische Demokratie nicht so aufweichen, dass zu keiner Entscheidung kommt.“ Emotionalen Fragen, wie zum Beispiel Abriss des Seidenweberhauses begegnet er emotionslos und rational. „Wir sind eine Stadt ohne Geld — es bringt nicht Erwartungen höher zu schrauben, ohne dass man nachher das Geld hat, um es umzusetzen.“
Gerade beim Thema Schule wurde es interessant, da Vermeulen da schon einiges an Erfahrung mitbringt, währen Meyer darauf verweist, das das Thema bis auf die Gebäude in der Landespolitik entschieden wird. „In keinem Land hängt der Bildungsstand so sehr vom Elternhaus ab wie hier. Wir sind gehalten Chancengleichheit zu schaffen. Damit müssen wir früher anfangen, über die Kindergärten dürfen wir mitbestimmen, das bedeutet frühere Bildung der Kinder“, sagt er.
Auch zum Angebot der Kindergärten vertritt er eine andere Meinung als Meyer, während dieser für wohnortnähere, dafür kleine Einrichtungen plädiert, kontert Vermeulen knapp: Die Einrichtungen müssen viergruppig sein, sonst sind sie nicht wirtschaftlich.“ Wobei er auch stark die Landesregierung angreift, die in Betreuungsfragen große Fehler gemacht habe. „Das sind nicht die Versäumnisse der Stadt Krefeld.“ Dabei schürt er auch da wenig Hoffnung. „Es wäre wünschenswert, wenn es keine Gebühren geben würde, ab die Elternbeiträge sind in den nächsten Monaten eine zwingende Diskussion.“
Zum Abschluss soll Vermeulen erklären, was ihn von seinem Parteikollegen gregor Kathstede unterschiedet: „Ich bin kein Lehrer. Ich bin jemand, der das Handwerk des Führens und Sanierens versteht. Damit trete ich hier an.“